Gerasa – Jerash
Die antike Stadt Gerasa war vom 2. Jahrhundert vor Christus bis zum 8. Jahrhundert nach Christus durchgängig besiedelt. Ursprünglich von den Griechen gegründet, erlebte die Stadt ihren Aufschwung unter den Römern. Mit dem Ende der römischen Herrschaft nahm auch die Bedeutung Gerasas wieder ab, aber die einzigartigen Baudenkmäler blieben erhalten.
Gerasa ist die besterhaltene Stadt der Dekapolis und nach Petra die am meisten besuchte archäologische Stätte in Jordanien. Dekapolis bedeutet „Zehn-Stadt“ und bezeichnet zehn antike Städte östlich und südlich des See Genezareth, zwischen Damaskus im Norden und Philadelphia (heute Amman) im Süden.
Die Entstehung der Dekapolis als politisch-geographische Einheit wird in das erste vorchristliche Jahrhundert datiert und war die Folge der Befreiung der Städte durch Pompeius 64/63 vor Christus.
Die Dekapolis wird in verschiedenen antiken Schriften wie zum Beispiel dem Neuen Testament erwähnt (Markus 5,20 und 7,31, Matthäus 4,25). Zur Zeit Jesu war die Dekapolis nicht direkt Teil des Königreichs Judäa, sondern vielmehr ein Gebiet, in dem Herodes Antipas und später sein Neffe, Herodes Agrippa I., als römische Vasallen herrschten.
Hadrians-Bogen
Der Hadriansbogen ist ein dreitoriger Ehrenbogen, der zu Ehren von Kaiser Hadrian im Jahr 130 errichtet wurde.
Das Bauwerk wurde anlässlich Hadrians Besuchs der Stadt Gerasa im Winter 129/130 oder Frühjahr 130 errichtet. Von 2005 bis 2007 wurde der rund 37,45 m breite, 9,25 m tiefe und 21 m hohe Bogen restauriert. An dem Ehrenbogen war eine Widmungsinschrift in griechischer Sprache auf einer Tabula ansata angebracht, welche die Datierung leeicht machte.




Das Hippodrom
Seit späthellenistischer und frührömischer Zeit gab es an dieser Stelle einen Steinbruch und einen Friedhof. Sie wurden geschlossen, als Kaiser Hadrian im Winter 129/130 n. Chr. in Gerasa weilte und ambitionierte Pläne für die Erweiterung der Stadt und ein neues südliches Viertel entwickelte. Dazu gehörte das Hippodrom, mit dessen Errichtung bald nach dem kaiserlichen Besuch um die Mitte des 2. Jhs. n. Chr. begonnen wurde und das vor 212 n. Chr. fertiggestellt war.
Dass hier tatsächlich Wagenrennen stattfanden, belegen Räderspuren auf dem felsigen Untergrund unter dem Sand sowie Reste von Weihealtären, die einst auf den Startboxen (carceres) angebracht waren.
Das Hippodrom von Gerasa ist zwar eines der kleinsten, dafür das besterhaltene römische Hippodrom. Es ist 265 m lang und 76 m breit.








Das Süd-Tor
Während der Hadrian-Bogen und das Hippodrom ausserhalb der Stadtmauer liegen, betreten wir die römische Stadt durch das Südtor. Das Südtor weist grosse Ähnlichkeit mit dem allerdings grösseren Hadrian-Bogen auf, weshalb es als Vorbild für den Hadrian-Bogen gedient haben könnte.
Vor dem Südtor treffen wir eine kleine Schulklasse mit ihrem Lehrer. Danach steigen wir den Hang hinauf zum Süd-Theater und zum Zeustempel.
Das Süd-Theater
Es ist das größte und älteste der drei Theater des antiken Gerasa. Das Süd-Theater wurde direkt neben dem Zeus-Heiligtum an die Westseite desselben Hügels gebaut und könnte auch kultischen Zwecken gedient haben. Obwohl die Bewohner bis in die 1950er Jahre hinein Steine von hier für den Bau ihrer Häuser plünderten, blieb es erstaunlich gut erhalten.
Durch mehrere Weih-Inschriften lässt sich das Südtheater ziemlich genau datieren. Aus diesen geht hervor, dass der Bau um 90 n. Chr., in der Regierungszeit des römischen Kaisers Domitian (81-96 n. Chr.), zwar eingeweiht, aber wohl noch nicht fertiggestellt war, denn spätere Inschriften beziehen sich auf Fortschritte an den jeweiligen Stellen des Baus. Die diversen Widmungen von Stiftern lassen erkennen, welchen großen Anteil wohlhabende Bürger von Gerasa an der Finanzierung des Theaters hatten.
Der Zeus Tempel
Der dem Zeus Olympios geweihte Tempel auf der obersten Terrasse wurde an der Stelle eines früheren römischen Tempels erbaut und 162/163 nach Christus fertiggestellt und geweiht. Es ist ein Ringhallen-Tempel auf einem 41 x 28 m großen Podium, der bekannteste Typus antiker Tempel, bei dem die Cella (der innere Hauptraum) von einem durch Säulen begrenzten äußeren Umgang umgeben ist. An der Vorder- und Rückseite standen jeweils acht, auf den beiden Längsseiten dazwischen je zehn und in der Vorhalle zwei weitere, knapp 15 m hohe Säulen mit korinthischen Kapitellen. Von der unteren Terrasse führte eine Treppe mit zwei Absätzen nach oben, die so breit wie der Tempel war und nicht erhalten geblieben ist.
Vom Zeus-Tempel geniesst man eine umwerfende Aussicht auf das heutige Jerash (Gerasa) und auf den ovalen Platz mit dem anschliessenden „Cardo“, der Nord-Süd gerichteten Säulen-Strasse.
Der Ovale Platz
Die einzigartige Gestaltung des Ovalen Platzes, auch ovales Forum genannt, verbindet zwei divergierende Hauptachsen der antiken Stadt geschickt miteinander. Als um die Wende vom 1. zum 2. Jahrhundert nach Christus der neue Cardo als Nord-Süd-Verbindung und Haupstraße der Stadt angelegt wurde, musste diese das zentrale Heiligtum des Zeus auf eine repräsentative Weise einbinden, was wegen des Flusstals und der Regeln der römischen Stadtplanung mit rechtwinkligem Straßennetz nicht durch einen frontalen Zugang möglich war. Die raffinierte architektonische Lösung ist eine langgezogene, elliptische Platzanlage (ca. 90 x 80 m), deren elegant geschwungene Kolonnaden das Zeus-Heiligtum als Dominante in den Mittelpunkt stellen.
Der Cardo
Der Cardo ist die Prozessions- und Handelsstrasse, die von Nord nach Süd verläuft. Sie ist 800 m lang. Bis zum frühen 2. Jahrhunder nach Christus richtete sich der Verlauf der Strassen von Gerasa nach dem Gelände und den mit der Zeit herausgebildeten Verkehrswegen. Erst als die Stadt Teil der Provincia Arabia wurde, die das römische Imperium nach der Annexion des Nabatäerreich 106 n. Chr. unter Kaiser Trajan gründete, begann der planvolle Aus- und Umbau. So weit als möglich ist das ältere Straßennetz durch ein rechtwinkliges (orthogonales) Raster überlagert worden.




Das Tetrapylon und Nord-Tor
Das Nord-Tetrapylon wurde in der zweiten Hälfte des 2. Jahrhunderts nach Christus im Rahmen des Ausbaus dieses Stadtviertels auf der Kreuzung des Cardo und des Nord-Decumanus errichtet. Der südlich davon liegende Abschnitt ist erst danach verbreitert und mit korinthischen Säulen ausgestattet worden. Im Jahr 2001 konnte das Monument komplett rekonstruiert werden.
Im Hintergrund ist zudem das Nord-Tor ersichtlich. Dieses wurde 115 nach Christus als frei stehender Bogen am nördlichen Haupteingang zur Stadt errichtet. Sein Entstehungsjahr geht aus einer Weihinschrift an der Fassade hervor, in der Kaiser Trajan (98 – 117 nach Christus) als Gründer und Retter der Stadt bezeichnet wird.
Das Nord-Theater
Das aussergewöhnlich gut erhaltene und sorgsam restaurierte Nord-Theater entstand in der ersten Hälfte des 2. Jahrhunderts ursprünglich als ein Bouleuterion für die Treffen der Boule (Stadträte) und die Vertreter anderer Verwaltungseinheiten der Stadt.
165/166 nach Christus wurde das Bouleuterion zu einem Odeon umgewandelt, einem „kleinen“ Theater für Rezitationen, Gesangs- und Musikdarbietungen, in dem auch weiterhin Versammlungen stattfanden.
Der Artemis Tempel
Als letztes Bauwerk, schauen wir uns den Artemis-Tempel an. Nach unserem Motto „man muss nicht alles gesehen haben“ belassen wir es dabei und kehren zum MAN zurück.
Um die Mitte des 2. Jahrhunderts entstand der Artemis-Tempel. Die Artemis von Gerasa ist wohl die griechische Interpretation einer semitischen Göttin, offensichtlich der phönikischen Astarte bzw. der syrischen Atargatis. Wie Astarte, wird auch Artemis als Mondgöttin interpretiert und auf Münzen in Gerasa mit der Mondsichel dargestellt.
Mit unseren tollen Kollegen Regina und Peter gehen wir wieder einmal fein auswärts essen.
Aus Freude am Umstand, dass er deutschsprachige Ausländer zu Besuch hat, lässt der Wirt deutsche Schlager über seine Lautsprecheranlage erklingen – oh wie schön ….
Berg des Propheten Elia
Ganz im Gegensatz zu den heidnischen Tempeln der römischen Stadt Gerasa gelangen wir auf dem Berg des Propheten Elia an einen Ort, an welchem der Ewige und nicht von Menschenhand gemachte Gott des Himmels und der Erde, Geschichte geschrieben hat. Von hier aus soll Elia nach alter Tradition in den Himmel aufgefahren sein. Nachzulesen im alten Testament in 2. Könige Kapitel 2:
„Und es geschah, während sie noch miteinander gingen und redeten, siehe, da kam ein feuriger Wagen mit feurigen Pferden und trennte beide voneinander. Und Elia fuhr im Sturmwind auf zum Himmel.“












Durchs Jordantal nach Gadara
Um nach Gadara zu gelangen, fahren wir hinunter ins fruchtbare Jordantal. Der Norden von Jordanien und das Jordantal zeigen sich in frischem Grün. Wi lieben diese Landschaft. Sie gleicht derjenigen am Mittelmeer.








Gadara
Gadara war eine griechisch-römische Stadt, die zu den Städten der Dekapolis gehörte. Der heutige Ruinenort in Jordanien liegt auf einem Hochplateau nahe der Kleinstadt Umm Qais östlich des Jordan, etwa zehn Kilometer Luftlinie südöstlich des Südendes des Sees Genezareth, der von der Stadt aus sichtbar ist. Unweit der ausgedehnten antiken Ruinen fließt der Jarmuk.
Die römischen Ruinen können mit denjenigen von Gerasa keinesfalls mithalten. Dafür ist hier ein späteres Dorf noch erhalten und teilweise restauriert wurden und die Aussicht ist grandios. Leider liegt wieder so dicker Dunst, dass es schwierig ist, den See Genezareth in der Ferne zu erkennen.
In der Bibel wird Gadara als eine Stadt im Land der Gadarener erwähnt, die im Matthäusevangelium in Verbindung mit der Austreibung des Legion-Dämons aus zwei Männern steht. Diese Geschichte findet sich auch im Markus- und Lukasevangelium, wobei dort der Ort Gerasa genannt wird. Die Dämonen verließen die Männer und fuhren in eine große Schweineherde, die daraufhin in den See stürzte.
In Jordanien speziell ist, dass wir bei allen Ausgrabungsstätten auf dem Parkplatz kostenfrei über Nacht stehen dürfen. Natürlich werden zuerst unsere Pässe kntrolliert, aber danach sind wir frei und wir sehen, dass sich die Sicherheits-Mannschaft über den Besuch freut.
Der Stelllatz
Das historische Dorf
Die römische Stadt
Aussicht zum See Genezareth
Ibri
Wir machen uns auf in Richtung der Jordanisch / Irakischen Grenze. In Ibri wollen wir noch einkaufen. Doch hier scheint die Lebensmittelversorgung nicht mehr derjenigen weiter südlich zu entsprechen. Leere Gestelle und viel weniger Auswahl. Aber das macht nichts – verhungern müssen wir noch lange nicht.
Danach gehts weiter. Je östlicher wir kommen, desto mehr wird die Lanschaft zur Wüste. Wir entscheiden uns spontan, bei einer Ruinenstätte zu übernachten, wo wir auch wieder pronlemlos die Bewilligung dazu erhalten.




Umm al-Dschimal
Umm al-Dschimal „Mutter der Kamele“ ist vor allem für die außergewöhnlich gut erhaltenen Reste einer byzantinischen und frühislamischen Stadt bekannt, die 2024 in die Welterbeliste aufgenommen wurde. Die Ruinen von etwa 150 Gebäuden, meist aus byzantinischer Zeit, sind heute noch gut sichtbar.
Im ersten Jahrhundert n. Chr. entstand Umm al-Jimal als für Landwirtschaft und Handel genutzter Vorort der nabatäischen Hauptstadt Bostra. Dies wird durch einige Inschriften in altgriechischer und nabatäischer Sprache, oft auf Grabsteinen, belegt. Anhand dieser ist nachgewiesen, dass zumindest zwei der Bewohner von Umm al-Jimal im Stadtrat von Bostra tätig waren. Die Bevölkerung dieser Zeit wird auf 2000 bis 3000 Personen geschätzt. Im Westteil der Stadt fand man einen Altar für den nabatäischen Hauptgott Duschara, auch andere überlieferte Götter weisen regionalen Bezug auf: überliefert sind ein Zeus Epikoos und die nur in einer einzigen Inschrift bekannte Gottheit Solmos.
Im Abendlicht schlendern wir durch die Ruinen, die etwas verwirrlich in der Landschaft liegen. Da und dort erkennen wir jedoch Strukturen von Gebäuden. Hier existierten mehrere grössere und kleinere byzantinische Kirchen, über das Ruinenfeld verteilt. Bei uns kommt jetzt nicht die grosse Begeisterung auf, aber wird sind nun mal schon hier und gönnen es dem Aufsichtspersonal, dass sie stolz auf ihre Ruinenstätte sind.





































































































2 Kommentare. Hinterlasse eine Antwort
Eine riesige Anzahl wunderschöner Antikschätze. Vielen Dank.
Liebes Vreni und lieber Ernst
Mit Interesse haben wir die Bericht von Jordanien gelesen und die schönen Bilder betrachtet. Sehr interessant finden wir deine Erklärungen und Zusammenhänge mit dem Neuen und Alten Testament. Herzlichen Dank für die eindrucksvollen Erläuterungen. Das macht die biblischen Geschichten sehr lebendig.
Wir wünschen euch eine gute und behütete Weiterfahrt.
Franziska und Jürg