Makgadikgadi Nationalpark

Makgadikgadi Ost

Am 4. April fahren wir von Osten her beim neuen Makolwane Gate in den Nationalpark ein. „Tiefsandig, nur mit robustem Geländewagen befahrbar“ steht in unseren Reiseführern. Wir haben keine Ahnung, ob ein Mercedes Sprinter 4×4 zu den „robusten Geländewagen“ gehört – wohl eher nicht, denn allgemein ist damit der Toyota Landcruiser gemeint. Die freundliche Dame am Park Gate meint, wir müssten es halt einfach ausprobieren, es habe ja nun schon länger nicht mehr geregnet. So lassen wir die Luft aus unseren Reifen, natürlich nicht alle! Hinten senken wir um 50% von 4,6 auf 2,4 Bar, vorne um 30% von 3,3 auf 2,3 Bar. Damit sich unser Kühler nicht mit Grassamen zusetzt spannen wir das eigens dafür beschaffte Netz vor den Kühler, ansonsten Gefahr bestehen würde, dass der Motor überhitzt.

Für die 40 Km zu unserem ersten Camp Site – Tree Island – benötigen wir gegen 2 Stunden. Der Feldweg, der durch bis zu 1,5 m hohes Gras führt, kann nur langsam befahren werden, denn die Streckenführung ist wegen des hohen Grases oft nicht gut sichtbar. Jetzt sind wir dankbar, dass unser Fahrzeug nicht breiter ist und dass wir keinen Offroad-LKW fahren. Dennoch erhalten wir unzählige zusätzliche Kratzer durch dornige Sträucher, die sich offenbar am Pistenrand am wohlsten fühlen. Ansonsten ist der Feldweg fester Sand, der gut zu fahren ist.

Tree Island Camp Site

Auf die Detailkarten und die zur Verfügung gestellten Koordinaten der von uns benutzen Reiseführer von „Reise-know-how“ und Ilona Hupe sind nicht mehr aktuell. Beim Park Eingang wird jedoch eine Übersicht des Parks mit Koordinaten ausgehändigt. Bis auf eine  (17) sind diese Koordinaten zuverlässig. Auch die Tracks4Africa Karte stimmt nur noch teilweise. Dennoch zeigt uns das Navi deutlich an, dass wir unser Ziel erreicht haben.

Wir sehen keine der „grossen Herden“ die um diese Jahreszeit durch den Park ziehen sollen. Nur eine kleine Gruppe Zebras zieht unschlüssig an uns vorüber, scheint wie gelangweilt. Wir bleiben drei Tage auf dem Tree Island Camp Site. Auf Grund des Regens beschränken sich unsere Aktivitäten und wir befürchten schlammige Pisten für die Weiterfahrt in den Westen des Parks. Die 70 Km nimmt der Sprinter mit Bravour, obschon wir dreimal weich- und tiefsandige Dünen zu queren haben. Nur einmal wird es kritisch. Der Sprinter schafft knapp die Kuppe einer tiefsandigen Düne und ein Elefantenbulle trompetet und sprintet hinter uns her. Hier steckenbleiben wäre fatal. Glücklicherweise lässt er ab und wir bleiben nicht stecken.

Am Boteti Fluss, der die Westgrenze des Parks bildet, campen wir auf dem Khumaga Camp auf dem unseres Erachtens schönsten Platz No. 10.

Wir sind keine Helden, ganz und gar nicht! Der Sand ist hier so tief, dass wir schon ans Aufgeben denken und die Abfahrten hinunter zum Boteti Fluss trauen wir uns schon gar nicht, denn wer weiss, ob wir da je wieder hoch kommen?

Da entdecken wir das südafrikanische Paar in unserem Alter und gestehen ihnen unsere Befürchtungen. Wir dürfen hinter ihnen her auf Erkundung gehen. Das beruhigt. Neuen Mut gefasst steuern wir die steilste aller Abfahrten zum Fluss hinter den Südafrikanern her (und später auch wieder hoch), fahren mit mulmigem Gefühl die Schräglage und landen schliesslich am Hippo Pool, einem grossen Becken im Fluss, in dem ganzjährig Flusspferde leben. Auch hier können wir nicht die grossen in den Reiseführern angesagten Herden beobachten. Dennoch stehen wir jeden Tag für Stunden am Hippo Pool und beobachten die Flusspferde. Eine ganze Herde von Elephanten Bullen umrundet uns. Sie sind offensichtlich neugierig und schauen immer wieder zu uns herüber. Wir bleiben ganz ruhig stehen – innerlich aber nicht ganz ruhig. Was wir da am Hippo Pool und auf dem Weg hierher erlebt haben kann nur unvollständig in Bildern wiedergegeben werden. Ein Filmchen, das etwas mehr Atmosphäre vermittelt folgt dann irgendwann später.

Unterwegs zum Hippo Pool

Impalas und Kudus

Reiche Vogelwelt am Boteti Fluss

Am Hippo Pool

An mehreren Tagen stehen wir stundenlang am Hippo Pool und beobachten das Treiben der Nilpferde, immer in der Hoffnung auch auf ein gutes Bild.

Hippos – Flusspferde

Alles Elefanten-Bullen

Immer mehr Elefantenbullen kommen aus allen Himmelsrichtungen ans Wasser. Sie stehen rund um uns herum. Wir sind alleine am Hippo-Pool. Ein Gefühl gemischt aus Respekt, Bewunderung, Faszination und Angst beschleicht uns. Einfach ganz ruhig bleiben und die Szenerie nicht stören. Jetzt können wir von hier nicht weg, müssen bleiben, bis die Elefanten sich zurückziehen.

Und trotz der ängstlichen Gefühle, die auch untergemischt sind, kommen wir am nächsten Tag wieder. Das Schauspiel macht süchtig – es stillt unsere Sehnsucht nach Naturerlebnis.

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