Neuland
Lebombo Grenzposten: Die Ausreise aus Südafrika dauert etwa 20 Minuten, 15 davon entfallen auf den Staatsangestellten, der offensichtlich keine Lust hat, unser Carnet de Passage aus-zu-stempeln. Der Südafrikanische Zoll ist gut organisiert, man weiss sofort, wo man hin muss. Der Güterverkehr mit seinen hunderten von Minen-LKWs, die zum Hafen von Maputo zur Entladung fahren, ist getrennt vom Personenverkehr.
Am „Muloza“ Grenzposten von Mosambik werden wir freundlich begrüsst und eingewiesen. Nach der Prüfung der Covid-Impfzertifikate geht’s an den versteckt liegenden Visa-Schalter. Der Zöllner scheint keine Lust zu verspüren, unser VISA auszustellen. Er wirkt unmotiviert – dennoch, er tut seinen Job und das auch noch recht unkompliziert. Auf das Visum müssen wir etwa 45 Minuten warten.
Nun nur noch das Carnet de Passage einstempeln. Am „Customs“ Schalter bedient uns ein älterer Herr. Ein richtiger „Papa“, dem man am liebsten gleich um den Hals fallen würde, denn er ist so etwas von freundlich und liebenswürdig.
Danach fahren wir zum Tor, wo wir von zwei verschiedenen Personen befragt werden Nr. 1 „was ist da drin“ – „unsere Wohnung“ – Daumen hoch. Wir fahren an, doch dann kommt Nr 2 „Habt ihr etwas zu verzollen?“ – „Nein“ – Daumen hoch – und wir sind in Mosambik.
Etwa fünf Kilometer nach dem Zoll befindet sich der unter Overlandern bekannte „Stützpunkt“ JoMoz. JoMoz bietet einfache Unterkünfte und einfache Campingmöglichkeiten, vor allem für kleinere Fahrzeuge.
Das Wichtigste aber ist, JoMoz verkauft MOVITEL SIM-Karten, registriert diese ordentlich und lädt diese auch mit den gewünschten Daten auf.
Die Tochter von JoMoz spricht perfektes amerikanisches Englisch. Nach etwa 20 Minuten ist die neue SIM-Karte in unserem Hotspot drin und funktioniert ab da einwandfrei (mit der Ausnahme, dass ich je nach Mobile-Empfang hin- und wieder von 4G auf 3G und zurück umschalten muss).
Unsere erste Nacht verbringen wir an einer Tankstelle, etwa 60 Km vor Maputo. Wir dürfen kostenlos auf dem grossen Parkplatz hinter der Tankstelle nächtigen. Trotzt der nicht enden wollenden Kolonnen von südafrikanischen Minen LKW ist es in der Nacht erstaunlich ruhig.
Wir lassen unsere Dieseltanks füllen (der Diesel ist etwa 20 Cent billiger als in Südafrika) und danach fahren wir zur Novare Motale Shopping-Mall, die am Stadtrand von Maputo liegt. Hier können wir soviel „Meticais“ – die Mosambikanische Währung – aus dem Automaten holen, dass das Bargeld bis nach Simbabwe reicht. Super. Sonst ist die Mall nicht sehr belebt. Zwar kriegt man hier auch Milchprodukte, aber natürlich nicht in der Auswahl wie in anderen Ländern des südlichen Afrika.
Nach dem Einkauf fahren wir noch bis kurz vor Xai-Xai, zum Honey-Pot Camping. Insgesamt etwa 250 Km.
Quinta Sant Antonio
Wir haben nur ein wirkliches Ziel: Strand und relaxen. Darum bringen wir auch heute wieder an die 250 Km hinter uns. Die Landschaft verändert sich. Das trockene Buschland lassen wir hinter uns und mehr und mehr prägen ausgedehnte Palmenhaine das Bild.
Eine gewisse Entspannung macht sich breit. Vor Mosambik wurden wir gewarnt und vor allem auch vor den berüchtigten Polizeikontrollen. Doch werden wir stets freundlich vorbei-gewunken und emotional fühlen wir uns in Mosambik vom ersten Tag an sicherer als in Südafrika!
Die „Quinta Sant Antonio“ ist eine Bungalow-Anlage im Ort Lindela. Schon etwas heruntergekommen. Sie gehört einem portugiesisch stämmigen Paar. Die beiden sind in Angola aufgewachsen, danach nach Südafrika gezogen und leben jetzt in Mosambik, ein nicht untypischer Lebenslauf für viele im südlichen Afrika lebende Weisse.
Wir werden sehr freundlich begrüsst und die beiden geniessen es offensichtlich, wieder einmal mit Overlandern schwatzen zu können. Campieren dürfen wir zwischen Bungalows und das Wasser, das wir tanken dürfen, habe Trinkwasser-Qualität.
Hallo Mzungu
Hallo Mzungu komm herüber zu uns, tönt es zweimal von der anderen Strassenseite. Mzungu bedeutet „Weisser Mann“ oder auch „Fremder“, also einer, von dem man nicht weiss, woher er kommt.
Die beiden verkaufen Kokosöl und möchten mir welches andrehen. Meine Absicht ist eher, zu einem Foto zu kommen. Ich frage, ob ich sie fotografieren darf und sofort stellen sich die beiden in Pose.
Barra Dica Resort
Hier gibt es zwei Alternativen. Entweder man fährt an den etwas belebteren Hippie-Strand bei Tofo oder man biegt links ab nach Miramar an die Barra Beach. Wir wählen letzteres, da uns der Barra Dica Resort empfohlen wurde und wir „unsere Ruhe“ suchen. Bis Miramar ist die Strasse geteert, schmal, aber gut zu befahren. Vor der Abzweigung nach Miramar bietet sich ein erstaunlich gut dotierter Supermarkt zum Einkauf an. Hier lebt eine „Kolonie Südafrikaner“, weshalb dieser Supermarkt reichhaltig und auf Südafrikaner ausgerichtet ist.
Ab Miramar bis zum Barra Dica Resort sind es nochmals fünf Kilometer. Jetzt aber durch gut gespurten Tiefsand. Der Sand macht keinerlei Probleme, aber immer wieder müssen wir tief hängenden Stromleitungen ausweichen. Etwa 700m vor dem Ziel geht es über zwei schmale Brücklein, von welchen wir nicht wissen, ob diese 12 Tonnen aushalten. Die letzten 500m führt die Spur der Wasserlinie der Inhambane-Bucht entlang. Aus diesem Grund kann man hier nur durchfahren, wenn der Sand trocken ist, also rechtzeitig nach oder vor der Flut. Die Einfahrt ins Resort geht im rechten Winkel ab und ist wieder tiefsandig, aber mit Palmwedeln belegt. Mit Schwung schaffen wir es.
Barra Dica liegt an der Spitze einer Landzunge. Im Osten der Indische Ozean, im Westen die seichte Bucht von Inhambane. Das macht den Reiz dieses Resorts aus.
Die 17 Mehrzimmer-Chalets im örtlichen Stil sind ausgelegt auf südafrikanische Grossfamilien, die vor allem während der Saison gerne nach Mosambik reisen. Die gesamte Weihnachtszeit, Osterzeit und weitere Schulferien im Süd-Winter und Herbst sind südafrikanische Reisezeiten. Gut, dass gerade keine Schulferien in Südafrika sind. Wir sind alleine und stehen auf dem bis jetzt einzigen befestigten Platz, nämlich auf der Vorfahrt. Der „Campingplatz“ ist tiefsandig und nur über zwei enge Kurven erreichbar – da fahren wir nicht hinein, denn wir wollen uns nicht ausbuddeln müssen.
So oder so, wir geniessen die Ruhe und die gegenwärtige Abgeschiedenheit und bleiben 4 Tage / 5 Nächte.
Und hier, in Barra Dica, kommt es, wie es kommen musste. „Deine Haare und dein Bart sind viel zu lange“ liegt mir meine Geliebte schon seit Längerem in den Ohren. Gehorsam füge ich mich dem unvermeidlichen Prozess, beäugt nur von vielen, vielen, Kokosnüssen, die man sich lieber nicht auf den Kopf fallen lässt.
Barra Dica wurde kurz vor Corona von einer südafrikanischen Familie erworben. Corona brachte natürlich das Geschäft zum erliegen. Weiterer Schaden verursachte ein Brand, in welchem niegel-nagel-neues Inventar und der Stromerzeuger vernichtet wurde. Von den über Weihnachten 2021 gebuchten 8 Familien haben 6 wieder abgesagt. Die Situation ist prekär. Deshalb betreibt die Gattin Herliaan das Resort und ihr Mann, Dries, arbeitet im über 1000 Km entfernten Johannesburg, wo auch die älteren Söhne zur Schule gehen.
Unter einem guten Stern
Dass Herliaan und Dries mit ihrem Barra Dica Resort unter einem guten Stern stehen dürfen, das wünschen wir den beiden von Herzen.
4 Kommentare. Hinterlasse eine Antwort
Good Day Ernst, by luck I came apon your review of Barra Dica.
Thank you kindly for your support.
I still have the milkyway as my screen saver – LOVED those pictures.
Happy Travels,
Herliaan – Barra Dica
Jaja, es geht Euch eigentlich fein und Du Ernst sieht wieder hübsch aus und um einige Jahre jünger.
Auch Ihr beide ssind unter einem guten Stern. Dies weiss ich ganz bestimmt.
Alles Gute und reichen Segen Euer Freddolo
Deine Nachthimmelfotos sind wie immer ein absoluter Hit!
Liebe Vreni und lieber Erni
wir freuen uns über die Reiseberichte von Land und Leuten und danken Euch, daß wir auf diese
Weise daran teilnehmen können.
Bleibt gesund und genießt die Zeit.
Herzliche Grüße aus Heidelberg
Sabine & Horst