Mosambik – Inhassoro

Inhambane

Unser Weg vom Barra Dica Resort nach Inhassoro führt uns zuerst einmal nach Inhambane. Inhambane ist eine der ältesten Städte Mosambiks. Hier landete der portugiesische Seefahrer Vasco da Gama am 10. Januar 1498 erstmals an der ostafrikanischen Küste. Er nannte den Ort „Terra da Boa Gente“, „Land der freundlichen Menschen“. Inhambane war vermutlich schon seit dem 11. Jahrhundert ein wichtiges Handelszentrum der arabischen Seefahrer. Im 17. und 18. Jahrhundert entwickelte sich Inhambane zu einem Umschlagplatz für Elfenbein. Die Stadt erlebte in dieser Zeit ihren wirtschaftlichen Höhepunkt. Unter der portugiesischen Kolonialherrschaft wurden ausserdem bis zu etwa 15.000 Sklaven pro Jahr von hier aus in alle Welt verfrachtet. Da Inhambane vom Bürgerkrieg nicht betroffen war, sind noch viele koloniale Bauten erhalten.

Mosambik war eine portugiesische Kolonie, weshalb auch heute noch als Amtssprache portugiesisch gesprochen wird. Erst 1975 wurde Mosambik unabhängig. Doch die Abwanderung von weissen Siedlern schwächte die Wirtschaft des Landes dermassen, dass es in einen 16-jährigen Bürgerkrieg verfiel.
Nun, darüber möchte ich hier eigentlich nicht sprechen, denn uns geht es um etwas viel Wichtigeres, nämlich um Brot! Wenn also die Portugiesen hier hausten, dann müsste man in Mosambik auch jene wunderbaren Weissbrötchen erhalten, die es im ganzen Süden Europas gibt (à la Baguette). Und tatsächlich – die Bäckerei wurde zwar gerade eben geschlossen – erhalten wir für wenig Geld die letzten 6 Weissbrötchen. Aus hygienischen Gründen backen wir diese vor dem Verzehr nochmals auf und dann sind sie auch herrlich knusprig!

Unterwegs nach Inhassoro

Gut 300 Km sind es bis Inhassoro, wo einer der schönsten Campingplätze von Mosambik liegen soll.
Wir machen uns rechtzeitig auf den Weg. Am Strassenrand ein kleines Kirchlein. Viele Menschen strömen aus der Kirche. Bis wir aber geparkt haben, sind sie alle weg. Es ist aber dennoch jemand da. Offenbar wird bereits der zweite Gottesdienst durchgeführt. Leider verstehe ich kein Wort, aber der Pastor spricht laut und eindringlich. Dieses Landkirchlein, ist eher eine notdürftige Hütte und damit Ausdruck des bescheidenen Lebens auf dem Land.

Wir benötigen Bananen und Kartoffeln. Das Einkaufen am Strassenrand macht mehr Spass, als im Supermarkt. Einerseits ist da die Ware in der Regel frisch und günstig, andererseits kriegt man manchmal auch ein Schauspiel geboten. Jedenfalls kommt man wenigstens so etwas in Kontakt mit der Bevölkerung. Ich krame meine wenigen Spanischkenntnisse zusammen und versuche diese in Portugiesisch umzuwandeln, was oft ein Schmunzeln hervorruft und nicht nur ich sage „no comprendo“.

Eigentlich haben wir geplant, eine oder zwei Nächte am eindrücklichen Morrungulo Strand zu verbringen. Bei der Einfahrt zur Morrungulo Beach lodge hängen aber Leitungen so tief, dass wir diese manuell über den MAN hinüber heben müssen. Danach hängen die Äste der Lodge so tief, dass wir bedenken haben, etwas an unserem Dach könnte beschädigt werden. Nachdem die Mitarbeiter für das Übernachten auf dem Parkplatz über 20 USD haben wollten, verabschieden wir uns wieder und fahren weiter nach Inhassoro.

Inhassoro

Goody Villas

Kurz vor Sonnenuntergang erreichen wir den angepeilten Campingplatz „Goody Villas“. Nebst uns sind nur ein oder zwei andere Camper auf dem Platz und alle geniessen auch sie die Ruhe.
Goody Villas liegt vom Ortszentrum etwa 4 Km Richtung Süden. davon sind 3 Km eine gute Sandpiste.
Wir fühlen uns hier im Paradies. Der Platz liegt direkt am schönen Sandstrand und ist sehr gepflegt, auch die Toiletten- und Duschanlagen sind in perfektem Zustand und stets blitzsauber. Der exotische Bewuchs, der mit Grün befestigte Boden (kein Golfrasen), das ständige Rauschen der Wellen und der kühlende Wind vom Indischen Ozean sind perfekt.

Einkauf im Ort

Wir bleiben 12 Tage / 13 Nächte auf dem Camping Goody Villas. Dazwischen müssen wir mal wieder einkaufen.  Nebst einigen Produkten aus einem Supermarkt, kaufen wir auch Weissbrötchen vom örtlichen Bäcker und Früchte und Gemüse an verschiedenen Marktständen. Wenn ich Personen fotografiere, so bitte ich in der Regel um deren Einwilligung. Eine der Verkäuferinnen, Mariana, spricht kein Englisch – aber sie ist eine talentierte Schauspielerin. Selbst ihre Kollegin nebenan, kann das Grinsen nicht verklemmen. Solches Talent begegnet einem in Afrika immer wieder.

Es lebt sich gut auf dem Campingplatz

Regelmässig kommen Fischer vorbei um uns Fische oder Langusten zu verkaufen. Der Fisch reicht für drei Mahlzeiten – Lorenzo filetiert ihn perfekt an Ort und Stelle. Ich nutze die Tage, um endlich mal wieder einen Film über unsere Reise von Zürich nach Kapstadt zu schneiden und gemeinsam geniessen wir einfach diesen Ort des Friedens.

Inhassoro – Chimoio – Simbabwe

In sechs Tagen läuft unser Visum ab. Da wir nicht wissen, wie viel Zeit wir für die gut 500 Km benötigen, machen wir uns auf den Weg. Offenbar soll die N1 nach der Brücke über den Save-Fluss „unfahrbar“ sein. Wir stellen uns darunter einen Strassenzustand vor wie auf vielen Strassen in Sambia und wissen aus Erfahrung, dass auf solchen Strassen die Durchschnittsgeschwindigkeit auf vielleicht 15 Km/h sinken kann.
Wir hätten gut und gerne noch eine weitere Woche auf dem Camp Goody Villas bleiben wollen. Aber für Mosambik erhält man zur Zeit nur ein Visum für 30 Tage. Zu knapp wollen wir nicht an der Grenze sein, denn Krankheit oder eine Panne am Fahrzeug könnten unsere Ausreise verzögern und dann zu unkalkulierbaren Problemen führen.

Save Brücke

Die Brücke über den mächtigen Save-Fluss wird neu gebaut. Vor und nach der Brücke sind ständige Polizei- und Militärkontrollen eingerichtet. Von diesen Kontrollpunkten werden Horror-Geschichten erzählt. Z.B. werden die Fahrzeuge genauestens untersucht bzw. es wird nach einem Grund für eine Strafe gesucht, selbst wenn dieser Grund erfunden ist. Während der letzten Urlaubssaison mussten alle Simbabwer ihren internationalen Führerschein vorzeigen, den natürlich keiner hat, weil auch gar nicht Vorschrift. Die Bezahlung saftiger Bussen war die Folge. Es wird gesagt, dass die Polizisten auch nicht vor dem Gebrauch ihrer Schusswaffen zurückschreckten. In vorigem Fall hat ein Junge, der auf der Rücksitzbank des Autos sass, die Szene heimlich gefilmt und hernach dem Mosambikanischen Fernsehen zugestellt. Die betreffenden Polizisten wurden umgehend ausser Dienst genommen und eingekerkert.

Dennoch haben wir etwas „Bammel“ vor den Kontrollen vor und nach dieser Brücke. Doch die Polizisten sind sehr freundlich, wollen nur unsere Pässe sehen, und gut ist es (wir geben stets nur laminierte Kopien der ersten Passseite).
Die Militärkontrolle auf der anderen Seite ist ebenfalls freundlich, „Er wolle uns nur Hallo sagen“ und „ob wir für ihn vielleicht einen kühlen Drink hätten“. Wir hatten keinen kühlen Drink, auch kein Coca Cola, aber wir geben ihm eine 5dl Flasche Trinkwasser, die er gerne annimmt.

N1 nach der Save-Brücke

Während etwa 150 Km ist die N1 nach der Save-Brücke stark beschädigt, jedoch mit intakten Abschnitten. Die beschädigten Strecken weisen so viele zum Teil tiefe Löcher im Belag auf, dass man zeitweise besser am Strassenrand fährt, der oft aber auch nicht viel besser fahrbar ist.
Wir fahren durch relativ unbevölkerten, dichten Trockenbusch. Eine trostlose Fahrt – und es gibt selten eine Möglichkeit, sich für eine Pause in eine ruhige Ecke zu stellen.

Um etwa 16 Uhr erreichen wir das Städtchen Muxungue und fahren direkt zum Polizeiposten (in eineinhalbstunden geht die Sonne unter). Freund Thomas hat uns den Tipp gegeben. Wir fragen ob wir auf dem Platz vor dem Polizeiposten übernachten dürften. Die Kommunikation läuft über Google-Translator auf dem Smartphone. Und nachdem die Daten unserer Pässe abgeschrieben worden sind, erhalten wir die Erlaubnis.
Die Nacht wäre ruhig gewesen, wäre da nicht auch noch eine Gruppe Einheimischer mit Mercedes Sprinter-Bus zum Übernachten auf den Platz gekommen.

Über Chibamo und Dombe nach Chimoio

Am nächsten Morgen gehts weiter über die N1. Die ersten Kilometer sind gute Strasse, doch danach fängt das alte Spiel wieder an. Glücklicherweise können wir nach der Brücke über den Buzi River, bei der Ortschaft Chibamo, links in eine Piste nach Dombe abfahren. Die Piste ist recht gut und das Fahren entspannender. Überall im dichten Busch sehen wir kleine Gehöfte und Minidörfer mit ihren typischen Hütten. Hier ruft niemand nach „Geld“, sondern sie winken uns spontan und fröhlich zu. Keine Bettelei hier.
In einem Minidorf halten wir an und können uns mit einem jüngeren Mann sogar in Englisch verständigen. Wir kaufen einige Bananen und dürfen auch einige Bilder machen. Hier sind WIR die Sonntagsattraktion. Eben, richtig Mzungus – Menschen, von welchen man nicht weiss, woher sie sind.

Frau mit Fahrrad

Ich durfte dieses Bild machen, ich hatte die Einwilligung dazu. Mir war nur das Sujet wichtig: „Frau mit Fahrrad“. Also drückte ich ab. Erst im Nachhinein realisierte ich den traurigen, abgekämpften Gesichtsausdruck im Bild. Warum habe ich einfach abgedrückt, ohne die Person wahrzunehmen? Statt Abdrücken hätte ich sie gescheiter gefragt, wie es ihr geht und ob ihr etwas fehlt. Am liebsten wäre ich dorthin zurück gefahren. Dazu war es aber zu spät und wir hätten sie vielleicht auch nicht wieder finden können.

Über die Berge nach Chimoio

Afrika hält immer wieder eine Überraschung bereit. In Dombe biegen wir rechts ab Richtung Chimoio. Die Strasse ist geteert und in recht gutem Zustand. Plötzlich steigt die Strasse so stark an, dass ich mich im Gang verschätze. Ich schalte vom 5. Gang in den 4. herunter und danach in den 3. und komme nur knapp vom Fleck. Es geht eine ganze Weile immer wieder so steil hinauf. Das sind bestimmt Steigungen von 15% und mehr. Links und rechts der Strasse abgeholzter Urwald, bepflanzt mit meist dicht an dicht stehenden Bananenstauden. Schade, diese Abholzung. Die Urwälder von Mosambik sollen zu 80% bereits abgeholzt sein, da sich die Bevölkerung ständig vermehrt und mehr Land benötigt wird. Aber auch deshalb, weil die Urwaldböden nur wenige Jahre Ertrag bringen.

Camping am See

In Chimoio fahren wir zum Camping am See. Es ist aber kein Camping sondern eine zerfallene Farm, die ein Mosambikaner vor Jahren gekauft hat, der in Deutschland etwas Geld verdient hatte. Die Sanitäreinrichtungen sind kaum existent. Aber man darf unten am See, einem etwas grösseren, aufgestautem Teich, stehen. Fahrzeuge mit eigener Infrastruktur sind hier gerade richtig. Da es unten am See zu uneben ist, stehen wir oben neben dem Bauernhof. Die Grenze zu Simbabwe ist noch 90 Km entfernt und wir bereiten uns für den Grenzübertritt vor.
Vor unserer Abfahrt startet ein Nachbar ein Feuer, um seine vertrockneten Wiesen abzubrennen. Das ist hier so gang und gäbe (und nicht nur in Mosambik) und führt dazu, dass schnell wieder frisches Gras spriesst – aber auch, dass Kleinlebewesen in den Flammen umkommen.
Am 21. September ist es dann so weit – wir tanken nochmals voll, weil wir nicht wissen, wie gut Diesel in Simbabwe verfügbar ist – und nehmen die verbleibenden 90 Km  zur Grenze unter die Räder.

Fazit

Tolles Land, liebenswürdige Menschen, keinerlei Probleme mit den häufigen Polizeikontrollen, Indischer Ozean und viele Strände einfach wunderbar, Internet erstaunlich gut. Schade, dass man nicht länger als 30 Tage bleiben darf. Wir würden auf jeden Fall wiederkommen.

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2 Kommentare. Hinterlasse eine Antwort

  • Hallo Ihr Beiden, super Beitrag und schöne Bilder, besonders von den Menschen und den Märkten. So langsam ist zu sehen, dass Ihr in Afrika angekommen seit.

    Alles gute weiterhin.
    Pius

    Antworten
  • Super, dass Ihr uns virtuell mitreisen lässt.

    Antworten

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