Namibia: Kaokoveld – 1. bis 5. Tag

Das Kaokoveld ist ein unerschlossenes, gebirgiges Gebiet ganz im Nord-Westen von Namibia. Mit einer Fläche von etwa 50’000 Km2 ist es sogar grösser als die Schweiz. Für den Besuch des Kaokovelds sind Allrad-Fahrzeuge und genügend Bodenfreiheit notwendig. Da in diesem Gebiet praktisch keine Infrastruktur vorhanden ist, müssen einerseits alle Treibstoffe, Lebensmittel und Wasser mitgenommen werden können, andererseits ist es besser, sich in Begleitung aufzumachen, da eine allfällige Fahrzeugbergung eine Vermögen verschlingen würde und die Kommunikation nach aussen nicht sichergestellt ist.

Wir brechen gemeinsam mit Esther und Thomas aus der Schweiz auf. Die Beiden sind bereits seit 2014 mit ihrem MAN LKW „Muck“ unterwegs (Fernost, Nahost, Afrika) und verfügen daher über mehr Erfahrung als wir. Das ist uns sehr willkommen. Einige Bilder, die uns in Aktion zeigen, wurden von Thomas (tmpicture) aufgenommen.

1. Tag: Opuwo – Hoarusib

Von Opuwo aus fahren wir über Kaoko Otavi bis an den Hoarusib Fluss. Nach der dritten Flussquerung finden wir einen ruhigen und idyllischen Übernachtungsplatz direkt am „Fluss“, der tatsächlich noch ein Rinnsal Wasser führt.
Bis Kaoko Otavi ist die Schotter-Strasse in sehr gutem Zustand. Das ändert sich danach rasch. Die Strasse D3707, der wir folgen, verwandelt sich teilweise in eine bachbett-ähnliche Piste mit steilen Abfahrten zu Nebenflüssen und ebensolchen Auffahrten. Die Landschaft wird zusehends gebirgiger und beginnt immer mehr zu begeistern.
Nur noch wenige Menschen leben in diesem Gebiet. Da und dort künden einige erbärmliche Hütten davon, dass wir immer mehr in kaum besiedeltes Gebiet vordringen. Entsprechend ruhig und einsam ist die erste Nacht am Hoarusib. Diese Ruhe und Einsamkeit geniessen wir in vollen Zügen – sie macht süchtig.

2. Tag: Hoarusib – Marble Camp

Heute überqueren wir auf der Strasse D3707 mehrere Gebirgszüge und damit auch verschiedene Gesteinszonen. Die Farben verändern sich immer wieder.
Zu Beginn geht die Piste durch ein „schwarzes“ Tal stetig hoch (Bild). Die Piste ist oft schmal und rauh, aber bis auf einige Ausnahmen gut zu fahren. Eine dieser Ausnahmen folgt auf der anderen Bergseite – eine arg ausgewaschene Abfahrt (Bild), da wo durchdrehende Fahrzeuge tiefe Mulden gegraben haben.
Für die letzten 30 Km verlassen wir die D3707 und fahren auf einer Piste in nördlicher Richtung zum Marble Camp.
Für die gut 90 Km benötigen wir ungefähr 6 reine Fahrstunden, was einem Durchschnitt von 15 Km / Stunde entspricht. Wir sind also langsam unterwegs, werden immer wieder auch durchgeschüttelt. Grosse Konzentration beim Fahren ist notwendig und das Fahren ist harte Arbeit, da wir dauernd Gänge rauf und runter schalten müssen.

Himba Familie

Das Kaokoveld ist sehr dünn besiedelt. Trotzt der widrigen Lebensumstände leben hier vereinzelt Herero- und besonders auch Himbagruppen.
Einer Himba-Familie begegnen wir direkt an der Strasse, deren Fortschritt offenbar ein transportables Igluzelt anstelle der traditionellen Hütte ist.

3. Tag: Marble Camp

Nach drei Fahrtagen (2 seit Opuwo) gönnen wir uns einen Ruhetag auf dem Marble Camp. Wäsche waschen, etwas feines Essen und ein Überraschungsdessert von Esther und Thomas – was will man mehr?

4. Tag: Marble Camp – Green Barrel

Zuerst steuern wir Orupembe an, beim „Shop One“ soll es kaltes Bier zu kaufen geben. Leider sind unsere Bemühungen umsonst – der Biervorrat ist ausgegangen und wir stehen vor verschlossenen Türen. Sehr schade, denn in der Eile haben wir „alkoholfreies Bier“ eingekauft, das wirklich nicht gut schmeckt.

Thomas und Esther überraschen die beim Shop One herumsitzenden Kinder mit einem neuen Ball – und das Ballspiel beginnt sofort. Die Mutter freut sich, die Kinder freuen sich. Was für eine gute Idee! Da können wir uns noch ein Stück abschneiden.

Nach Orupembe biegen wir westwärts ab auf eine Piste ab, die uns über eine weite Landschaft und viel „Wellblech“ von rund 1000 Höhenmetern auf unter 600m an den Rand des Skeletton National Parks bringt. Etwa 3 Km vor der „Grünen Tonne“ übernachten wir an einer schönen Felswand.

5. Tag: Green Barrel – Hartmann-Tal

Wir erreichen nach kurzer Fahrt das „Grüne Fass„. In dieser Gegend gibt es keinerlei Wegweiser. Deshalb haben enthusiastische Reisende an wichtigen Knotenpunkten farbige Fässer aufgestellt. Das Grüne Fass markiert den Beginn der Sandpiste zum Aussichtspunkt des Hartmann-Tales sowie die ostwärts, in Richtung des „Orangenen Fasses“ abgehende Piste.

Ab jetzt fahren wir durch Sand. Der Reifendruck ist abgesenkt. Der Sand scheint hier vom Wind verfestigt, so dass er verhältnismässig gut trägt. Lediglich die letzten etwa 14 Km, hier geht es kontinuierlich bergauf, müssen wir den Motor in einer höheren Drehzahl arbeiten lassen.

Am frühen Nachmittag erreichen wir den Aussichtspunkt über das Hartmann-Tal und hinüber in die Hartmann-Berge. Die Aussicht ist atemberaubend. Doch wütet gerade ein Sandsturm und die Aussicht wird von starkem Staub in der Luft behindert. Gegen Abend lässt der Wind nach und wir haben eine ruhige Nacht. Abend auf dem Aussichtspunkt zum Hartmann-Tal.

Herrlicher früher Morgen am Aussichtspunkt über dem Hartmann-Tal. Unser Blick geht in Richtung Osten. Von Norden her ist Nebel eingezogen, der sich mit aufgehender Sonne langsam zurückzieht.

Kaokoveld Route

Während 16 Tagen haben wir im Kaokoveld knapp 1000 Km zurück gelegt. Wie bereits geschrieben, ist die ganze Region unerschlossen und Treibstoff, Trinkwasser und Lebensmittel müssen für die gesamte Dauer mitgeführt werden plus notwendige Reserven für den Notfall. Brauch-Wasser kann (voraussichtlich) auf dem Marble Camp und auf dem Camp Syncro am Marienfluss, sowie in Purros nachgefüllt werden. In Orupembe ist (oder war?) gekühltes Bier erhältlich, in Purros gibt es einen kleinen Lebensmittelhändler. Unser Dieselverbrauch belief sich insgesamt auf etwa 35 bis 38 Liter / 100 Km.
Das Befahren der Trockenflüsse oder das Übernachten in Trockenflüssen kann gefährlich sein, da im Besonderen während der Regenzeit plötzlich Flutwellen das Bachbett ausfüllen können durch entfernte Gewitter, selbst wenn der Himmel am Ort tief blau ist. Fahrtechnisch muss das Fahrzeug beherrscht werden und mindestens grundlegende Kenntnisse und Erfahrung im Offroad fahren sollte vorhanden sein.

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2 Kommentare. Hinterlasse eine Antwort

  • Hallo
    Tolle Bilder und gute Hintergrund Info.
    Vieles kenne auch wir haben einen MAN 1024 kennen Afrika bis Malawi und den ganzen Norden..
    Seid ihr noch in RSA ??

    Jetzt meine Frage: Verschiffen gerade unseren Puch G nach RSA und suchen eine KFZ Versicherung wo habt ihr Versichert ..Vielen Dank für die Info lg peter Helga

    Antworten
  • Emil Zeller
    9. Mai 2022 21:02

    Ganz tolle Bilder und Eindrücke. Viel Spass weiterhin. Gruss Emil

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