Namibia: N o t f a l l

Während dieser Etappe fahren wir meist der NAMIB-Wüste entlang südwärts bis schliesslich zur namibisch-südafrikanischen-Grenze. Haben wir die Schotterstrassen in dieser Region zu früheren Zeiten als horrible Wellblechpisten erlebt, sind diese aktuell in meist gutem bis sehr gutem Zustand. So machen Schotterpisten richtig Spass.

Kurz nach der Blutkuppe lasse ich meine kleine Drohne nochmals fliegen. Ich möchte einige Aufnahmen mit den hier vereinzelt stehenden Köcherbäumen machen. Da ich sie nicht im Sand starten will, starte ich sie in der Luft – bei weitem nicht zum ersten Mal – aber zum ersten Mal fasse ich die Drohne von oben und nicht von unten. Bis ich realisiere, welche Dummheit ich begangen habe, spritzt bereits das Blut. Die Rotoren sind messerscharf und schneiden sich mehrfach in den Finger ein. Glück im Unglück: zwar ist der Finger verletzt und tut weh, aber die Fingerkuppe ist glücklicherweise noch dran und der Fingernagel hat getan, was er soll, nämlich den Finger geschützt.

Rostock-Ritz Lodge

Von der Blutkuppe fahren wir durch den Namib-Naukluft Nationalpark und durch den Canyon des Kuiseb-Flusses. Den Äquator haben wir in Kenia überschritten, auf dieser Strecke nun überschreiten wir den südlichen Wendekreis. Für die Übernachtung wählen wir die Rostock-Ritz Desert Lodge. Die Lodge liegt etwas erhöht mit wunderbarer Aussicht in eine weite Wüstenlandschaft und mit Blick zu den Rostock-Bergen. Rostock: das Bergmassiv mit rötlichem Fels wurde früher „Rotstock“ genannt, doch nach der Teilung der Farm blieb das „t“ auf der Strecke.

Die Lodge bietet nebst der tollen Aussicht alle Annehmlichkeiten und dazu ein Restaurant für Gaumenfreuden. Der Campingplatz liegt allerdings 7km davon entfernt, jedoch ebenfalls tolle Aussicht inklusive. Da wir wieder einmal alleine auf dem Campingplatz stehen, verbringen wir auch eine absolut ruhige Nacht.

Solitaire und der Anlasser streikt

Die Farm „Solitaire“ ist Zwischenstation praktisch für alle Reisenden in dieser Region. Eine alte Autos, eine Tankstelle, ein Restaurant, ein Campingplatz und eine Lodge, die aktuell geschlossen ist. Der Apflekuchen von Mc Gregor ist weltberühmt. Sein Grab steht mitten auf dem Gelände. Aber so gut ist der Apfel-Streusel-Kuchen nun doch wieder nicht. Wir sind eher enttäuscht, war doch die Apfeltorte im Café Anton in Swakopmund und vor allem im Wilhelmstal Pad Stall an der B2 um Einiges besser.

In Solitaire erschrecken wir zum ersten Mal: „die Südafrikaner sind da“ – etwa 20 mit Abenteuerausrüstung beladene Allradfahrzeuge künden eindeutig, dass der Weihnachts-Urlaub in Südafrika begonnen hat. Doch haben wir offensichtlich die richtige Route gewählt, denn die befürchtete Fahrzeuglawine bleibt aus.

Als wir den Motor unseres MAN starten wollen, tut dieser keinen Wank. Wir bitten den Mechaniker der Farm um Hilfe, doch dieser verschwindet auf seinem Fahrrad auf Nimmerwiedersehen. Was nun? Ich erinnere mich, dass uns ein LKW-Mechaniker in der Schweiz gesagt hat, dass wir mit einem Hammer an den Anlasser klopfen müssten, falls dieser mal nicht starten wolle. Ich krieche also unter das Fahrzeug, mache den Anlasser ausfindig und weiss nicht, wie stark ich klopfen darf – zerstören will ich den Anlasser ja nicht. Aber erst beim dritten Versuch, mit dem Fäustel, klappt es und unser Anlasser dreht wieder.

Sossusvlei

Durch diese urtümliche und faszinierende Wüstenlandschaft fahren wir gemütlich nach Sesriem, dem Ausgangspunkt zum Sossusvlei-Dünengebiet. Hier lassen wir uns erst einmal gemütlich auf dem Campingplatz des Nationalparks nieder.

Im Herzen des Namib-Naukluft Nationalparks liegt die Salz-Ton-Pfanne mit dem Namen Sossusvlei. „Sossus“ bedeutet „Blinder Fluss“ in der Nama-Sprache. In den seltenen guten Regenjahren schafft es der Tsauchab-Fluss bis ins Sossusvlei, wo er endet und dann einen mehrere Centimeter bis Meter tiefen See bildet. Vermutlich ist der Tsauchab vor Urzeiten – als noch regelmässig Wasser floss – bis zum Atlantik geflossen, was die weiteren Dalz-Ton-Pfannen wie „Hiddenvlei“ oder „Deadvlei“ vermuten lassen.

Die Dünen im Tsauchab-Tal werden bis zu 380 m hoch. Eine der höchsten Dünen ist „Big Daddy“, östlich dem Deadvlei. Das Deadvlei – ebenfalls eine Salz-Ton-Pfanne – ist einer der beliebtesten Foto-Spots mit den vertrockneten uralten Baumstämme, die wunderbare Silhouetten gegen die umliegenden Dünen zeichnen. (Karte von GOOGLE Maps)

„Heulen“ und „Blitzen“ !!!

„Heulen“
Wie gesagt, sind wir gemütlich auf dem Campingplatz des Nationalparks angekommen. Um die beste Position einzunehmen, müssen wir den MAN rangieren. Der Anlasser heult, wie wenn die Batterien halb leer wären. Die sind jedoch randvoll. Später, in den Dünen, können wir den Anlasser nicht mehr dazu überreden, seinen Dienst zu tun, egal, ob wir säuseln oder mit dem Hammer drohen. Zum glück erscheinen unsere Freude, Thomas und Esther, mit ihrem Muck und schon hängt unser noch namenloser MAN am Seil. Aber nicht lange, denn die Räder blockieren, weil ihm auch die Luft ausgegangen ist. Das hat aber genügt, um den Anlasser wieder gefügig zu machen. Guter Rat ist da teuer.

„Blitzen“
Während der Fahrt in die Dünen erscheinen in meinem linken Auge plötzlich Schlangenlinien und andere Artefakte. O.K. das kenne ich, doch das beruhigt eigentlich nicht. Als es dann abends im linken Auge auch noch blitzt, ist für mich klar, ich muss in die Werkstatt – MAN-Werkstatt und Augenwerkstatt.

Und nochmals Windhoek

Am Morgen früh nehmen wir die etwa 350 Km unter die Räder, davon etwa 260 Km Piste und der Rest auf Asphalt. Thomas und Esther begleiten uns – sie geben uns eine gewisse Sicherheit. Mit „unserer“ Werkstatt in Windhoek haben wir bereits Kontakt aufgenommen. Um etwa 14.30 Uhr erreichen wir den Werkhof von Namib Trucks. Während seine Frau Karin für mich einen Augenarzttermin reserviert hat, bringt uns Inhaber Kai zum Augenarzt. Es ist Freitag Nachmittag und so quasi der letzte Arbeitstag vor Weihnachten. Die Augenarzt-Praxis „Olympia Eye & Laser“ überzeugt auf Anhieb. Meine Augen werden unter Verwendung modernster Apparaturen untersucht. Sogar die Netzhaut wird fotografiert. In dieser Praxis steht auch der modernste Augen-Laser von ganz Afrika. Zum Schluss untersucht mich der deutschsprachige und Österreich-Namibier Dr. Sven Obholzer. Der Befund beruhigt: keine Beschädigung der Netzhaut!

Es kommt aber noch besser. Dr. Obholzer übergibt mir seine persönliche WhatsApp-Nummer: ich könne ihn jederzeit kontaktieren und meine Reise fortsetzen. Später teilt er mir empfehlenswerte Augenpraxen im Raum Kapstadt mit. Als wir in Kapstadt ankommen, erkundigt er sich nach meinem Ergehen …. etc. Wie kann man sich da bedanken? Man kann einfach nur staunen und dankbar sein über Menschen wie Dr. Obholzer, die sich so engagieren! Auch Kai und Karin von Namib Trucks, die alles für uns organisiert haben, sei nochmals herzlich gedankt. (Die nachfolgenden Bilder wurden uns freundlicherweise von „Olympia Eye & Laser Center“ zur Verfügung gestellt.)

Zurück bei Namib-Truck (der Chef hat uns persönlich wieder abgeholt) legen die Arbeiter gerade ihre Werkzeuge weg – unser MAN hat einen neuen Anlasser erhalten. Eine Nacht dürfen wir auf dem Werkgelände verbringen. Danach kaufen wir nochmals ein und fahren nach Rehobot, Am Oanob Damm verbringen wir einen erholsamen Tag, bevor es wieder zurück an den Rand der Namib-Wüste geht.

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