Lake Tanganjika

Nakonde

Nakonde ist der quirlige und gleichzeitig chaotische Grenzort auf Sambischer Seite. Die Grenzüberquerung von Tansania nach Sambia ist eigentlich einfach und gut strukturiert. Man kann sich hier durchaus auch ohne Hilfe zurechtfinden, da man von den Behörden jeweilen an den nächsten Posten weiter verwiesen wird. Dennoch engagieren wir „Robert“, einen geübten und aufrichtigen Helfer, der uns einiges an Arbeit abnimmt. Mit ihm zusammen können wir, obschon noch nicht offiziell eingereist, auf Sambischer Seite Geld vom Automaten zu holen, ohne welches wir gewisse Zollgebühren nicht bezahlen könnten. Seinen Beziehungen helfen auch, nicht hinter den duzenden von LKW-Fahrern anstehen zu müssen. Die Investition von US$ 20 für Robert hat sich aus unserer Sicht gelohnt – nach drei Stunden am Zoll reisen wir entspannt in Sambia ein.

Unsere erste Nacht verbringen wir auf dem schiefen Parkplatz der einfachen „Wannabees Lodge“. Bei „Crazy Naomi“ (links im Bild), ihrer Schwester und Mutter sind wir gut aufgehoben. „Crazy Naomi“ deshalb, weil Naomi eine dermassen kräftige Stimme hat, dass man sie wohl Kilometer weit hört. Das sei hier Tradition, damit niemand denke, man würde etwas geheimes sprechen. Deshalb also die Lautstärke.

Obschon auf den ersten Blick in Sambia alles eine Stufe weniger entwickelt scheint, staunen wir immer wieder darüber, wie gut das Land organisiert ist. Heute kaufen wir in Nakonde eine Sambische SIM-Karte bei MTN, was in 20 Minuten erledigt ist, laden einen ansehnlichen Betrag hoch, damit wir inskünftig Internet-Daten online selber nachladen können. Sambia ist das erste Land, in welchem wir Internt-Daten mit einer Gültigkeit von 60 Tagen kaufen können. Alles funktioniert auf Anhieb und bis über die Namibische Grenze hinweg vorzüglich.

Um den Polizei Organen unterwegs den Wind aus den Segeln zu nehmen, montieren wir die vorgeschriebenen Leuchtstreifen am Fahrzeug.

Westwärts

Die „Great North Road„, die von Nakonde aus nach Lusaka führt, befindet sich im nördlichen Teil in Auflösung. Mehr Schlaglöcher als Teer. Die vielen Fernfahrer tun einem wirklich leid. Glücklicherweise müssen wir dieser Strasse nur für wenige Kilometer folgen, da wir vorerst in westlicher Richtung, zum Tanganjika See wollen. Die D1 wurde vor einigen Jahren neu geteert und ist gut zu befahren. Leider kommen auch auf dieser Strasse schon zahlreiche Schlagloch-Nester zum Vorschein, die allerdings meistens mit Beton aufgefüllt worden sind. Glücklich fahren wir die 160 Km bis zum nächsten Zwischenziel durch ländliche Umgebung. Nebst der guten Strasse freuen wir uns an den äusserst sauber und nett wirkenden Behausungen der hier heimischen Bevölkerung. Die Menschen sind sehr freundlich, jedoch auch mit einer angenehmen Zurückhaltung. Wir lieben Sambia vom ersten Tag an!

Flower & Fern Campsite

Jackie & Kevin sind Teilhaber einer 18’000 Hektar grossen Farm. Beide sind sie in „Rhodesien“ geboren und wurden dann von Mugabe vertrieben. Jackie betreibt einen einsam und ruhig gelegenen Campingplatz mit einfachen, aber vorzüglichen Einrichtungen, ganz umgeben von afrikanischem Busch.

Der Internetempfang ist hier, so abgeschieden, natürlich nicht der Beste. Wir suchen deshalb einen etwas erhöhten Ort, legen unser „Hot-Spot-Smartphone“ in ein Säckchen und hängen es an einer alten Holzlatte auf. Noch ist der Empfang nicht der Beste, aber doch viel besser.

Hier können wir wieder einmal sorglos Hühnereier direkt von glücklichen Hühnern kaufen – und wir geniessen es ausgiebig. Noch mehr, immer wieder einmal bringt uns die lebensfrohe und gastfreundliche Jackie Gemüse, Kräuter und Zitronen aus ihrem eigenen Garten. Hier auf der Farm können wir sorglos und unbehelligt regelmässige Spaziergänge durch den herrlichen afrikanischen Busch unternehmen. Eine Freiheit, die man nicht überall in Afrika hat.

Die Ruhe und die ungekünstelte und herzliche Gastfreundschaft dieser bodenständigen Menschen, Jackie und Kevin, hat uns tief beeindruckt. Wir fühlen uns so wohl, dass wir insgesamt 14 Tage hier verbringen. Der Sternenhimmel ist seit langem wieder einmal klar und rein, so dass wir die Gelegenheit nutzen müssen. Ja und das Weggehen hier ist nicht ganz einfach, haben wir doch die beiden Lieben in unser Herz geschlossen.

Am Tanganjika See

Über eine Woche verbringen wir am faszinierenden Tanganjika See. Ganz im Süden besitzt Sambia nur einen kleinen Anteil am See. Mit seiner Länge von 670 Km reicht der See von Sambia bis Burundi. Er ist sehr fischreich, der zweittiefste See der Erde und der zweitgrösste See von Afrika. A pro pos Tiefe: der See liegt auf gut 700m.ü.M. und mit seiner Tiefe von bis zu 1470m reicht er etwa 700m unter den Meeresspiegel.

Drei Tage verbringen wir auf dem Camping bei der Nkupi Lodge in Mpulungu. Hier ist es zwar extrem laut, weil von der Bar nebenan lautstark Musik und heisse Rythmen wummern. Doch ab 21 Uhr wird der Betrieb eingestellt und man hört nur noch die Musik anderer Bars im Ort sowie Hunde, Hähne etc.. Zu Fuss können wir von hier aus in wenigen Minuten zum Markt und zum geschäftigen Treiben unten am See gehen, was wir gerne nutzen. Allerdings lassen sich die Sambier nicht gerne fotografieren und freundliche Absagen sind häufig. Dennoch sind uns einige Eindrücke gelungen.

Vom Beobachten der Menschen und des Treibens können wir gar nicht genug bekommen. Wir fühlen uns wohl unter diesen Menschen, werden da und dort auch angesprochen. Früher, auf der Landkarte, war der Tanganjika See für uns ein unerreichbares, exotisches Ziel. Jetzt sind wir persönlich da und können es kaum glauben.

Unweit der Nkupi Lodge stehen auch die Ruinen der Niamkolo Kirche. Durch die Schriften des berühmten Arztes, Afrikaforschers und Missionars David Livingstone kamen um 1880 die ersten Missionare der „Londoner Missions Gesellschaft“ in die Region um Mpulungu. 1895 bauten die Missionare eine grössere Kirche, deren Überreste noch heute zu besichtigen sind. Da damals in Mpulungu und Umgebung die Tsetse Fliege und damit die Schlafkrankheit weit verbreitet war, musste die Kirche nach zahlreichen Todesfällen von Missionaren schliesslich aufgegeben und ins Landesinnere verlegt werden.

Einen ruhigen und romantischen Platz finden wir schliesslich etwas ausserhalb von Mpulungu, beim „Tanganjika Resort“. Die Leiterin des Resorts, „Napanji“, und ihre Mitarbeiterin „Blessing“ freuen sich, dass während den ruhigen Corona Monaten jemand ihre Dienste nutzt. Wir unsererseits geniessen die Gastfreundschaft und die romantischen Abende direkt am See.

An einem der Tage besucht uns eine kleine Gruppe von Kindern – natürlich mit einem der weit verbreiteten Ruderboote. Später feiert hier ein Töchterchen ihren 7-jährigen Geburtstag und natürlich wollen sie uns auch sehen. Wir sie natürlich auch. Die Begegnungen mit den Menschen hier sind etwas ganz Besonderes. Fahren sie mit ihren Booten am Abend oder am frühen Morgen vorbei, grüssen und winken alle fröhlich. Da können wir uns noch gut „eine Portion abschneiden“.

Der Tanganjika Resort liegt auf einer Kiesbank. Durch den um 3m gestiegenen Wasserspiegel hat das Resort etwa 30m Land zum See hin verloren. Landeinwärts ist Sumpf, dahinter die einfachen Häuschen, die die Moslems am Ort gebaut haben und die kostenlos an Christen abgegeben werden, wenn sie zum Islam konvertieren.

Kasama

Etwa 180 Km südlich liegt die Regionalhauptstadt Kasama. Nebst dem Lebensmitteleinkauf für die Weiterreise, benötigen wir Diesel und meine herausgefallene Zahnkrone muss geflickt werden. An drei Tagen drehen wir eine Runde von Tankstelle zu Tankstelle – aber es ist kein Diesel erhältlich. Ein Streik sambischer LKW-Fahrer – so behauptet die Politik – sei an dere Dieselknappheit schuld. Endlich, am dritten Tag sind wir zur rechten Zeit am richtigen Ort und können es kaum glauben, dass unser Tank gefüllt wird.

Und jetzt, ab zum Zahnarzt. Wir nehmen mit der „Telefonnummer“, die man uns gegeben hat, Kontakt auf und landen bei der Zahnarztpraxis „Snowy Hub“ – „Schneeweiss Zentrum“. Die Ausstattung ist aus dem letzten Jahrhundert, die Bohrmaschine jedenfalls fühlt sich im Mund klobig an. Zuerst aber besteht der „Zahnarzt“ darauf, meinen Mund mit vielen Injektionen unempfindlich zu machen, was ihm allerdings nicht ganz gelingt. Ich sage aber nichts, damit er nicht noch mehr zusticht. Nach einer sorgfältiger Prozedur und nachdem er den Zahn mit so etwas wie dem Klebstoff Araldit gefüllt hatte, das unsäglich stank, zog er eine provisorische Krone über. Danach vereinbarten wir, dass ich für das Einsetzen der Porzellankrone in ein paar Tagen, nach der Besichtigung „der Wasserfälle“, wieder vorbei kommen solle. Der zweite Termin fand aber nie statt. Ich hatte nach dem Besuch beim Zahnarzt den Mund voller Aphten und konnte eine Weile lang nicht mehr gut essen zudem überlegte ich mir, wie hygienisch die Einrichtungen wohl alle seien. Also, das Provisorium ist sehr gut, das hält vielleicht sogar bis wir wieder in der Schweiz zum eigenen Zahnarzt gehen können.

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8 Kommentare. Hinterlasse eine Antwort

  • Freddy Schulthess
    27. Oktober 2021 15:06

    Hello Ihr beiden Lieben, Schon eine Weile nichts mehr gehört von Euch. Ich machte mir schon Sorgen. Aber nach den Bildern auf Instagram, kann ich mich wieder beruhigen. Ich freue mich über jeden kleinsten Bericht von Euch und hoffe doch, dass Ihr bald wieder einmal in der Schweiz auftauchen werdet……….Ganz liebe Grüsse und eine feschte Umarmung…..Freddolo

    Antworten
  • well done! Ausbuddeln mit Toyos, na ja 😉
    ganz liebe Grüsse und hoffentlich bis in Bälde.
    Gabi&Peter

    Antworten
  • Ganz vielen Dank, tönt wie ein Krimi, eure ausweglose überquerung einer kleine Pfütze.
    LG Hermann

    Antworten
  • Vreni&turi Bachmann
    13. August 2021 22:16

    Hallo Ernst, hallo Vreni,
    spannend Eure Berichte und Fotos. Nicht immer einfach die Grenzübertritte, aber ich denke mit jedem weiteren bekommt ihr mehr Übung und werdet auch immer raffinierter.
    Warum der Wasserspiegel des Tanganjikasees um 3m gestiegen ist verstehe ich nicht, haben sie dort doch keine schmelzenden Eisberge.
    Eine behütete und frohe Weiterfahrt wünschen Euch Vreni&turi

    Antworten
  • LIeber Ernie,
    wieder ein Super Bericht mit fatastiscshen Fotos,
    Alles sehr abenteuerlich und interessant.
    ganz vielen Dank und gute Weiterreise. Hermann

    Antworten
  • Freddy Schulthess
    11. August 2021 21:04

    Hallo Ihr beiden…….Wie toll Ihr hier alles beschreibt, man könnte beinahe meinen es sei das Paradies……ich meine…ist es auch…denn hier ist ja so viel los, sodass es ein Wohltat für mich ist Euch zu lesen und zugleich auch zu begleiten. Ich glaube, auch ich wäre glücklich mit Euch zu reisen, denn es sieht alles so ruhig aus und nichts ist hecktisch. Nun ich wünsche Euch nur das Beste auf der Weiterreise und grüsse Euch aus der Schweiz… Freddy aus Cortaillod

    Antworten
  • Araldit ist sehr gut für den Zahnstein! Gut dabei ist, dass er die Wurzel auch zerfrisst und du so nicht mehr leiden musst! 😉
    Wir freuen uns, dass es euch gut geht und dass alles klappt, hoffentlich auch in Namibia!
    lgPegasus-unterwegs-Team

    Antworten
  • Ulrich Faust
    10. August 2021 18:16

    Nur großartig eure Berichte. Danke! Möge die „Krone“ halten! Alles Gute weiterhin euch beiden!

    Antworten

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