Bulawayo
Bulawayo ist die zweitgrösste Stadt von Simbabwe und wurde 1893 von Cecil John Rhodes nach dem britischen Sieg über den König der Matabele gegründet. Ironischerweise erfolgte die Gründung der modernen Stadt durch Rhodes an der Stelle des Kraals des Matabele-Königs Lobengula. Bereits drei Jahre später wurde sie an das Eisenbahnnetz angeschlossen. Der Name Bulawayo stammt aus der Ndebele-Sprache und heisst Ort des Schlachtens. Die Stadt liegt auf etwa 1340 m über dem Meeresspiegel.
Der Städtische „Caravanpark“ ist sehr gepflegt. Allerdings sind die Toilettenanlage sehr veraltet, die wir aber im Zusammenhang mit unserer eigenen Infrastruktur nicht nutzen müssen.
Die Stadtbesichtigung ist selbst mit einem LKW kein Problem. Damit die Ochsengespanne in den Strassen wenden konnten, wurden diese so breit angelegt, dass bei vielen Strassen in der Mitte Parkplätze angelegt sind.
Da man als „zu Fuss gehender Weisser“ nicht unbemerkt bleiben kann, ergeben sich nette Kontakte beim Fotografieren. Zum Beispiel lernen wir eine Pastorenfamilie kennen und zwei Freundinnen wollen sich unbedingt mit mir zusammen ablichten, so dass auch ich ein Bild machen darf. Der Wachmann bei der Stadthalle organisiert für mich eine Bewilligung, denn ohne diese Bewilligung dürfen öffentliche Bauten nicht fotografiert werden.
Bulawayo ist bekannt als die Stadt mit dem meisten „kolonialen Charme“ – doch ist von diesem Charme nicht mehr viel zu sehen. Dennoch, Bulawayo wirkt im Stadtzentrum aufgeräumt und sauber, so wie wir dies mit wenigen Ausnahmen im ganzen Land feststellen konnten.
Hillside Dams Conservancy
Am Rande der Stadt haben Anwohner eines ehemals „besseren Viertels“ ein Konservations-Gebiet gemietet und betreiben dieses nun als „Hügelseite Stauweiher Konservation“. Dieses Gebiet steht der Öffentlichkeit zur Verfügung und bietet Spazierwege durch den ursprünglichen Busch, Kanufahren, Pick-Nick, eine Restaurant, Örtlichkeiten für Veranstaltungen sowie einen Campingplatz.
Bernadett (ganz links) ist die lebendige, kluge und aktive Leiterin der Conservancy mit vielen Ideen.
Jedenfalls fühlen wir uns sofort herzlich willkommen und wohl, so dass wir drei Tage hier, am Rande der Stadt verbringen.
Eisenbahn Museum
Die Simbabwischen Eisenbahnen – einst Rhodesien Eisenbahn – wurden zum Ende des 19. Jahrhunderts gegründet. Die Vision des Engländers Cecile Rhodes (Rhodesien) war eine Eisenbahnlinie vom Kap der guten Hoffnung bis nach Ägypten zu bauen. Grosse Teile dieser Vision konnten verwirklicht werden. Alleine in Rhodesien gab es Bahnstrecken mit einer Länge von über 3000 Km.
Wie Vieles im Lande ist auch die Eisenbahn in Simbabwe sehr heruntergekommen und vernachlässigt. Alles Resultate der „Wirtschaftskrise“, wie Wikipedia schreibt.
Simbabwe war einst das blühendste Land im südlichen Afrika und so auch die Eisenbahn mit ihren stolzen Garrett Dampfloks.
Gordon Muaray ist heute der offizielle Leiter des Eisenbahnmuseums. Er war früher Bahnhofvorstand und später Regionaldirektor der Eisenbahn. Nun ist er pensioniert und betreut das Museum. Mit einem Lächeln beteuert er uns, dass er hin- und wieder durch Spenden von Freunden das eine oder andere Ausstellungsstück restaurieren könne. Wir sind die einzigen Besucher an diesem Sonntag und er freut sich sehr über unseren Besuch.
Cecile Rhodes Bahnwagen ist in gutem Zustand erhalten. Er zeigt, was sich reiche Menschen im 19. und frühen 20. Jahrhundert leisten konnten. Cecile Rhodes war Gouvernör der Kapkolonie (Südafrika) und Begründer des Staates Simbabwe. Mit diesem Wagen wurde er 1902 zu Grabe gefahren. Sein Grab befindet sich in den Matobo Hügeln, südlich von Bulawayo.
Hwange National Park
Etwas abseits der Hauptstrasse von Bulawayo nach Victoria Falls liegt der Hwange Nationalpark. Mit über 14’000 m2 ist er der grösste Nationalpark Simbabwes. Der Park liegt in den Ausläufern des Kalahari Beckens und an der Grenze zu Botswana. Er beherbergt eine grosse Artenvielfalt, von der wir bei unserem Besuch jedoch nicht sehr viel gesehen haben.
Gwango Camp
Zuerst nächtigen wir im Gwango-Camp, das an der Grenze zum Nationalpark liegt. Kein Zaun trennt das Camp vom Nationalpark. Es wird deshalb auch von Wildtieren besucht, zum Beispiel auch regelmässig von den „lokalen Elephanten“. Das macht das Campen hier zum Erlebnis. Eher amüsant ist es dann, wenn die grösseren Elefanten Wasser aus dem ein Geschoss höher liegenden Swimmingpool saugen.
Camp Sinamatella
Am nächsten Tag wollen wir durch das Haupt-Tor in den Nationalpark einfahren. Doch die Mitarbeiterinnen verwehren uns den Zugang zum Nationalpark. Unser Fahrzeug sei viel zu gross für den Nationalpark. Dass aber Schulbusse ohne Allradantrieb eingelassen werden, das interessiert die Mitarbeiterin am Empfang nicht.
Zum Glück wissen wir es bereits, dass LKW-Camper manchmal eingelassen, manchmal nicht eingelassen werden. Wir streiten nicht und fahren über die Hauptstrasse und eine 30 Km lange Piste zum nördlicher gelegenen Camp Sinamatella. Hier lässt man uns ohne Wenn und Aber in den Nationalpark hinein fahren.
Das Camp war vor der (politisch ausgelösten) Wirtschaftskrise ein Vorzeigecamp mit Einzigartiger Aussicht über den Nationalpark. Ausser des Campingplatzes ist die gesamte Infrastruktur baufällig und teilweise bereits zerstört.
Die Aussicht an und für sich ist grossartig. Doch liegt auch hier wieder der dichte, bläuliche Smog über dem Nationalpark.
Bereits in Bulawayo haben wir Giusep und Albin aus der Schweiz kennen gelernt. Giusep folgt uns schon seit Längerem auf unserer Webseite und ohne eigentliche Planung treffen wir uns zufällig.
Masuma Dam
An dieser Wasserstelle soll „viel los sein“. Doch das Bild ist eher traurig. Gemäss Tierzählungen sollen bis zu 50’000 Elefanten im Gebiet des Hwange Nationalparks leben. Der Park würde aber von seiner Vegetation her nur etwa 15’000 Elefanten vertragen. Deshalb ist der Busch über weite Gebiete von den Elefanten auf eine höhe von etwa 1.5 bis 2m abgefressen und viele andere Bäume zerstört. Da noch Trockenheit herrscht, ist das Bild mit den blattlosen, aufragenden Strauch- und Baumstummeln noch trauriger.
Mandavu Dam
Auf dem Pick-Nick-Platz des Mandavu Stausees, dürfen wir über Nacht bleiben. Am Abend sehen wir auf der anderen Seite des Sees eine riesige Büffelherde zum Wasser kommen.
Dann beginnen sich die Wolken immer mehr aufzutürmen und der erste Regen fällt. Die Regenzeit hat begonnen.
Deteema Wasserloch
Auf der Fahrt Richtung Nord-Westen halten wir am Deteema-Wasserloch an. Doch hält sich das „Wilde“ Leben hier in starken Grenzen. An der Zufahrt zum Deteema Wasserloch haben wir eine einsame Löwin aufgescheucht, die einen mitgenommenen, müden Eindruck macht. Wahrscheinlich war sie erfolglos auf Jagd und muss nun mit knurrendem Magen in den neuen Tag Hinein.
Die Parkstrassen sind nach nur einem kräftigen Gewitter an gewissen Stellen bereits matschig. Da weitere Gewitter angesagt sind, verlassen wir den Hwange Nationalpark.
Die nächsten Tage sollen weiteren Regen bringen. Aus diesem Grund verzichten wir etwas enttäuscht auf die Fahrt über die mehrere hundert Kilometer lange Binga-Road, da 300 Km auf einer Schotterstrasse durch den Busch mit vielen Gewässerüberquerungen führen. Wir steuern deshalb unser letztes Ziel – Victoria Falls – an, das im äussersten Nord-Westen von Simbabwe liegt.
Victoria Falls
Namengebend waren die Victoria-Wasserfälle, die wir von der Sambischen Seite aus im Juli 2021 besucht haben. Gegenwertig lohnt der Besuch der Fälle nicht, weil der Sambesi am Ende der Trockenzeit nur noch sehr wenig Wasser führt. Eine in England hergestellte Strassen- und Eisenbahnbrücke verbindet Victoria Falls mit Livingstones aus der Sambischen Seite.
Die Stadt verdankt ihre Gründung indirekt den Forschungen des schottischen Missionars David Livingstone. Erst mit Cecil Rhodes’ Eisenbahnprojekt entwickelte sich zu Anfang des 20. Jahrhunderts die Siedlung Victoria Falls. Erst in den 1960er-Jahren entwickelte sich die Stadt zu einem Tourismuszentrum.
Wir campieren im Garten des Hotels N1. Da ist es zwar nicht sonderlich ruhig, doch ist das Personal sehr freundlich und das Hotel liegt mitten im Zentrum und in Gehdistanz zu den meisten Attraktionen.
Erschliessung Afrikas
Wir schlendern in Victoria Falls durch die Strassen und zum Bahnhof. Da sehen wir einen Zug stehen, der unser Interesse weckt. Drei Ingenieure aus Südafrika sitzen vor einem Eisenbahnwagen, der seit Monaten ihr Zuhause ist.
Wir kommen ins Gespräch und erfahren, dass die drei hartgesottenen Typen während den letzten etwa 6 Monaten mit entsprechendem Equipment Glasfaserkabel von Südafrika entlang den Bahnlinien durch Simbabwe bis nach Victoria Falls verlegt haben. Von hier soll es nach Sambia weitergehen, bis in den Kongo und von da wieder durch Sambia hindurch nach Mosambik. Wozu? Schnelles Internet sei das Ziel!
Ein gigantisches Projekt, vor allem wenn man diesen Aufwand im Vergleich zur weitverbreiteten Armut und der Einfachst-Lebensweise grosser Teile der Bevölkerung sieht.
Schulklassen aus Hwange
94 Schülerinnen uns Schüler aus dem Minen-Ort Hwange sind heute zu Besuch in Victoria Falls. Das Restaurant des Hotels N1 serviert jedem Kind ein Poulet / Hähnchen und dazu Süssgetränke. Die Lehrerinnen haben sichtlich Mühe, die Anwesenheit Aller zu kontrollieren – und die Schüler wissen gar nicht, was sie mit dem vielen Fleisch anfangen sollen. Da ein Fotograf die Kinder beim Essen fotografiert, gehe ich davon aus, dass das etwas „spezielle“ Mittagessen wahrscheinlich einem Zweck dienen soll. Jedenfalls habe ich von Seiten Schulrektorin Erlaubnis zum Fotografieren, was ich gerne tue, denn das Interesse ist beiderseits. Einige sind wahrscheinlich einem Weissen noch nie so nahe gekommen.
High Tea
Im Reiseblog von „catch-the-wind“ habe ich vom „High Tea“ im traditionellen Victoria Hotel in Victoria Falls gelesen. Gute Idee, dachte ich und so gehen wir erstmals in unserem Leben zum High Tea, nicht wissend, was uns Banausen da erwartet. Das Victoria Hotel verstrahlt echten kolonialen Charme und liegt direkt über der Sambesi-Schlucht mit Blick auf die Brücke über den Sambesi.
Nebst einer grossen Kanne besten Schwarztees gibt es so eine Art „Dreigang-Menü“, bestehend aus verschiedenen Sandwiches in der unteren Platte, verschiedene Cakes auf der mittleren Platte und zuguterletzt Patisserie. Es schmeckt ausgezeichnet und wir geniessen die Athmosphäre als Abwechslung zu unserem Reiseleben.
Teil des positiven Erlebnisses ist natürlich auch unsere liebenswürdige und gut gelaunte Bedienung.
Wir bleiben noch einen Tag in Victoria Falls – dann brechen wir auf und fahren über die Brücke nach Sambia
5 Kommentare. Hinterlasse eine Antwort
Hallo Ernst,
habt ihr Euch von Insta abgemeldet? Wäre schade, aber nachvollziehbar.
Hallo Peter
Ja, das ist richtig. Wir haben uns von Instagram, Facebook und youtube abgemeldet. Es hat einfach keinen Spass mehr gemacht.
Liebe Grüsse
Ernst
„Er zeigt, was sich reiche Menschen im 19. und frühen 20. Jahrhundert leisten konnten.“
Nicht zuletzt sind das die Vorzeichen unserer heutigen hochstehenden Zivilisation in Europa! Also können wir diesen, nicht nach heutigem Gusto lebenden und forschenden Menschen trotzdem dankbar sein. Wo wären wir heute ohne sie?
Phantastisch, diese Aufnahmen. Ganz herzlichen Dank, dass ihr uns mitnehmt auf diese Reise. Ja, die Elefanten Freunde (Tierschützer), wenn die das wüssten? Sie würden in der CH sammeln, Heu und Gras für die armen Elefanten! oder sie in ein Tieraltersheim nach EU schiffen!!
Gottes wunderbare Natur – hier ist sie speziell sichtbar, nicht zuletzt, weil der Mensch in Afrika, nach unsern Massstäben nicht so fortschrittlich ist. Frage, was ist nachahmenswert?
Vielen Dank euch beiden und weiterhin gute Reise. Gruss Hermann Bösch
Toll eure Berichte aus Zimbabwe!! Wir freuen uns schon, dieses Land auch bald zu bereisen. Lustig fand ich auch, dass ihr Giusep und Albin getroffen habt, wirklich 2 nette Typen. Die Welt der Overlander in Africa ist halt doch überschaubar und man trifft immer wieder mal den einen oder anderen. Noch eine schöne Weiterreise und vielleicht laufen (fahren) wir uns auch mal über den Weg 😉
Widerum starke Bilder und super Text. Ich freue mich immer wieder Nachrichten aus Afrika zu erhalten, danke dafür! Einige male konnte auch ich dieses fantastische Land bereisen und mit Euren Nachrichten und Bildern „glustets“ mich immer wieder. Wer weiss villeicht….
Gute und noch lange Reise für Euch
Bruno