Simbabwe – The Highlands

Der Grenzübertritt

Etwa eine Fahrstunde benötigen wir von Chimoio in Mosambik auf gut ausgebauter Strasse zur Grenze von Simbabwe. Bereits mehrere Kilometer vor der Grenze beginnt die Kolonne von LKW’s, die vom Hafen Beira in Mosambik Waren und Treibstoffe nach Simbabwe, Sambia und den Kongo transportieren. Sie stehen bis zu dreireihig auf der linken Strassenseite, so dass wir diese zeitweise nicht einmal überholen können. An den beiden Zollstellen, dann das völlige Chaos, weil für die LKW’s einfach kein Platz da ist. Die Zollstellen Machipinda (Mosambik) und Forbes (Simbabwe) sind völlig überfordert. Einige LKW-Fahrer helfen uns, dass wir nach vorne kommen, da wir ja keine Ladung haben und deshalb nicht auf die Freigabe warten müssen.

Die Ausreise aus Mosambik geht zügig voran. Trotzt Chaos sind die Beamten freundlich und tun ihre Arbeit zur besten Zufriedenheit.
Auch an der Simbabwischen Grenze werden wir grundsätzlich freundlich bedient – doch ist das Prozedere deutlich komplizierter. Dennoch, wir erhalten ohne Umstände unser Visum. Bei der Einfuhr des MAN sieht es schon ein bisschen anders aus. Einerseits verstehe ich die Dame hinter dem Glasschalter einfach nicht wegen undeutlicher Aussprache und grossem Hintergrundlärm. Sie bemüht sich, unseren LKW zu begutachten. Nun, jetzt hat sie ein riesengrosses Problem, denn ein „so grosses Fahrzeug“ kann ja niemandem privat gehören, das kann auch kein Freizeit bzw. Reisefahrzeug sein, nein, das muss Eigentum einer Firma sein, etc. Es dauert also, bis sie unser Carnet de Passage stempelt. Später merken wir, dass sie uns zur Strassenzollbehörde ZIMRA hätte senden sollen, um die Strassenzölle für unsere Reise zu bezahlen und bestätigen zu lassen, denn später werden wir bei jedem Strassenzoll nach einer Quittung gefragt….

Mutare

Mutare ist eine sympathische Kleinstadt und liegt klimatisch günstig auf einer Höhe von etwa 1100m. Hier organisieren wir uns. Bei Econet erstehen wir eine SIM-Karte, damit wir ins Netz gehen können. 1 GB Daten kostet 1 US$. Die beiden Lebensmittelgeschäfte, Spar und Pick n Pay sind grosszügig und gut ausgestattet um unsere Vorräte aufzufüllen. Da wir über 65 Jahre alt sind, geniessen wir in Simbabwe Vorrechte: wir müssen nicht hinten anstehen, sondern dürfen stets die ganze Wartereihe überspringen – hier wird das Alter noch geehrt!

Die Inflation galoppiert in Simbabwe nach wie vor. Deshalb gilt der US$ als „stabile“ Ersatzwährung. In den grösseren Supermärkten können wir mit ausländischer Kreditkarte bezahlen. ODER eine einheimische Person übernimmt die Bezahlung an der Kasse an unserer Stelle in Simbabwe Dollar und wir erstatten die Auslagen zu einem etwas günstigeren Kurs in US Dollar. So geschehen mit Lilliane. Eine Win-Win-Situation für sie, da sie eine „harte“ Währung erhält und wir einen leichten Gewinn wegen des etwas höheren Dollar-Kurses machen.

Für drei Tage leben wir auf einer Wiese beim Golfklub, wo wir herzlich aufgenommen werden. Kevin – der Verantwortliche – steht uns mit Rat und Tat zur Seite. Auf dem Golfplatz dürfen wir auch abendliche Spaziergänge unternehmen und im Restaurant können wir für 10 US$ für zwei Personen günstig essen. Die Klubmitglieder begrüssen uns und da und dort gibt es einen kleinen Smalltalk.

Gleich neben den Supermärkten liegt der Früchte- und Gemüsemarkt, was das Einkaufen praktisch macht. Hier wird ebenfalls in US$ bezahlt und zwar so, dass jeweils einige Früchte, Kartoffeln, etc. im Wert von 1 Dollar zusammengestellt sind. Beispielsweise kosten 5 Kartoffeln oder 10 Bananen 1 US$ (egal, wie gross oder klein die sind) etc. Zum Glück hat uns Kevin vom Golfklub ein Bündel US$ 1 Noten besorgt, nur so können wir am Markt bezahlen. Die Marktfrauen  lassen sich nicht nur gerne fotografieren, sondern mitunter drängen sie einem sogar dazu, auch von ihnen ein Bild zu machen. Und kauft man mehrmals am gleichen Ort ein, ergibt sich bald ein etwas vertrauteres Verhältnis, was wir sehr schätzen.

Bvumba Mountains

Wir fahren in die Bvumba Berge, die südlich von Mutare liegen. Die steile Bergstrasse ist schmal, jedoch asphaltiert und in sehr gutem Zustand. Die Bvumba Berge waren einst eine wichtige Sommerfrische weisser Siedler, bevor diese mit der Landreform das Land verliessen oder verlassen mussten, weil sie ihrer Lebensgrundlage beraubt wurden.
Die Bvumba Berge sind ein Grenzgebirge zwischen Mosambik und Simbabwe. Höchste Erhebung ist mit 1911 Metern über dem Meeresspiegel der Castle Beacon auf Simbabwischer Seite. Das Gebiet zeichnet sich durch bewaldete Höhen und tiefe, oft nebelverhangene Täler aus. Es besteht überwiegend aus Granit. Der mittlere jährlich Niederschlag beträgt 1800 bis 2000 Millimeter.

Tony’s Coffee Shop

Am Beginn des Bergwaldes liegt der romantische Ort „Tony’s Kaffeehaus“. Tony ist Architekt von Beruf, hat aber nun sein Hobby zu seiner Arbeit gemacht. Er braut den besten Kaffee weit und breit in verschiedenen Variationen und backt Torten mit einer unglaublichen Kreativität an Geschmacksrichtungen. Wir bestellen einen Wienerkaffee à Discretion und ich bestelle eine Kokos-Weisse-Schokolade-Quarktorte (Käsetorte). Köstlich, köstlich, köstlich – aber auch der Preis ist köstlich: das Ganze macht uns (ohne Trinkgeld) um ganze 48 US$ leichter.

HIVU Nursery

Sally betreibt eine Blumengärtnerei hoch oben auf den Bvumba Bergen, auf etwa 1700 m. Hier dürfen wir auf dem Wiesenparkplatz campieren – und wir bleiben sechs Tage, weil es uns in Mitten der Wälder und der Blumen so gut gefällt. Die Wunderbare Aussicht ist leider meistens durch die Luftverschmutzung behindert – zur Zeit werden vor allem in Mosambik die Wiesen abgebrannt und der ganze Smog nach Simbabwe hinein getragen.
Dennoch ist die Luft hier oben frisch und angenehm – man kann tief durchatmen.
Je länger wir reisen, umso mehr schätzen wir es, an einem Ort mehrere Tage zu bleiben und einfach zu geniessen. So auch hier. Wir fühlen uns rundum wohl.

Der Wald

Herrlich, dieser Bergwald, der zu anderen Jahreszeiten voller Nebelschwaden ist und von da her etwas geheimnisvolles ausstrahlt. Wir versuchen mit der Drohne einige Eindrücke zu erheischen. Das Wandern im Wald ist möglich, reizt uns hier aber wenig, weil man sich ohne Führer gut und gerne verlaufen kann. Leider sind auch hier viele Teile des Waldes bereits abgeholzt. Die stetig zunehmende Bevölkerung benötigt immer mehr Land. Dies auch deshalb, weil man hierzulande nicht in Wohnblocks zusammengepfercht lebt, sondern jede Familie ihr eigenes mehr oder weniger grosses Höflein besitzt bzw. beansprucht.

La Rochelle

Das etwa 70 Jahre alte Landgut „La Rochelle“ liegt nördlich von Mutare, in einem einsamen Tal. Es war der letzte Wohnsitz von Sir Stephen und Lady Virginia Courtauld, dem glamourösen Paar, das Europa verliess, um sein „Shangri-La“ in Afrika zu bauen – „Shangri-La“ bedeutet Paradies, idealer Wohlfühlort. Die beiden bauten nicht nur ein wunderschönes Landgut mit Gartenanlagen und einem botanischen Wald, sondern beschäftigten auch viele Einheimische, bauten Schulen und finanzierten viele weitere Hilfsprojekte. Das Landgut vermachten sie dem Simbabwischen Staat.

Leider verfiel das Landgut und seine Gärten zusehends im Rahmen der Landreform und der damit einhergehenden Hyperinflation. Glücklicherweise nahmen sich Investoren diesem Gut an und heute erstrahlt es in neuer Frische. Im hinteren Teil darf man unter hohen Bäumen campieren. Wir sind gerade zur idealen Jahreszeit hier, da die Rosen in voller Blüte stehen. Wir geniessen das feine und mit Stil servierte Essen, die Spaziergänge durch den Garten und den Botanischen Waldgarten und als Höhepunkt, in der Abendsonne, die blühenden Orchideen im Orchideenhaus.

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6 Kommentare. Hinterlasse eine Antwort

  • Freddy Schulthess
    20. November 2022 22:00

    Liebe Vreni, lieber Ernst, über Euren Photos bin ich immer riesig begeistert und es beglückt mich diese anzuschauen. Ich habe immer gemeint, dass Afrika viel kahler sei, als es in Wirklichkeit ist. Ich würde, wenn ich jünger wäre, auch eine Reise planen, um diesen Kontinent zu bereisen. So herrlich, wie im Paradies. Ich wünsche Euch weiterhin riesig schöne Zeit des Geniessens.
    Ernst esse nicht zu viel Süssigkeiten, Du Schleckmaul………hahahahahaha

    Antworten
  • Bruno Kubesch aus Winterthur
    13. November 2022 18:55

    Guten Abend Verena und Erni
    Wie immer, ganz tolle Bilder von Euren Reisen. Diesmal ist mir die blaue Orchidee (Nr. La-Rochelle 3635) aufgefallen. Genau diese Art hat mir meine Schwester vor ca. 25 Jahren, als Sämling in einer luftdicht verschlossenen Flasche, aus Thailand mitgebracht. Sie ist in dieser Zeit gross geworden und blüht, seit etwa 8 Jahren, jedes Jahr mindetens 2 mal pro Jahr in meinem Terrarium. Die Blüte wächst bis zu 10 cm Durchmesser aus. An dieser Stelle möchte ich mich auch mal für Eure Reiseberichte mit den fantastischen Fotos und Filmen ganz herzlich bedanken. Euch alles Gute!
    Schöne Grüsse aus Winterthur
    Bruno

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  • Toll eure ersten Eindrücke aus Simbabwe, bin schon gespannt auf das, was noch kommt!

    Antworten
  • Rösli und Käthi
    13. November 2022 16:51

    Danke danke für das mitreisen dürfen. Einfach soo eindrücklich und wunderschön. Eure Begegnungen Erfahrungen und die wunderbaren Landschaften.Ich freue mich so mit. Liäbi grüessli vo eus zwei

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  • toll, den Kontakt, den ihr mit der lokalen Bevölkerung pflegt.

    Antworten
  • Hallo Vreni und Erni
    Besten Dank für den Reisebericht und die tollen Bilder.
    Wünsche euch weiterhin gute und unfallfreie Reise.
    Liebe Grüsse aus der herbstlichen und nebligen Schweiz
    Rolf

    Antworten

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