Yazd – Stadt der Türme

Khara Desert

Zur Stadt der Türme – Yazd – sind es etwa 400 Km. Wir fahren lieber Nebenstrasse als die grossen Highways mit manchmal endlosenen Lastwagen-Kolonnen. Unser Weg führt in einem ersten Schritt zur Khara-Wüste, auch Varzaneh-Wüste genannt. Hier bleiben wir zwei Nächte in der Stille der Wüste. Die Stille tut uns einfach gut und wenn man diese einmal genossen hat, dann kann die Stille auch wirklich süchtig machen. Da wir uns in diesem Sand / Kies-Gemisch etwas eingraben, lassen wir hinten etwas Luft ab.

Varzaneh

Unsere Strecke führt uns an der ländlichen Stadt Varzaneh vorbei, welche für den grössten Tauben-Turm des Landes bekannt ist. Auf der Strecke zur Kaninchen-Karawanserei wird es noch einsamer. Kaum ein Fahrzeug, und wenn, dann von Nomaden.

Kaninchen-Karawanserei

Die Piste und später wieder eine geteerte Landstrasse führen stetig aufwärts bis wir den höchste Punkt bei 2800 m.ü. Meer erreichen. Die Bergwelt ist fantastisch, doch leider sitzt überall starker Dunst, so dass es schwierig ist, die Bilder so zu bearbeiten, dass man die Berge ungehindert sehen kann und das Bild noch einen authentischen Eindruck macht.

Yazd

Im Jahr 1272 bereiste der bekannte venezianische Händler Marco Polo das Gebiet der Provinz Yazd. 1907 wurde Yazd bedeutend, als sich Russland und das British Empire auf eine gemeinsame Interessensgrenze einigten. Nördlich von Yazd soll Russland Vorrang haben, südlich davon England.
Faszinierend an Yazd ist die aus Lehm gebaute Altstadt, einige Moscheen und vor allem die höchsten Kühltürme (Kühlkamine) des Landes.

Bei Ankunft in Yazd müssen wir erst einmal unsere Wassertanks auffüllen. An einem Park finden wir glücklicherweise in der Nähe des Wasserhahns eine zufällige Parknische.

Museum für Licht und Beleuchtung

Wir besuchen eher selten Museen. Doch der Name „Licht und Beleuchtung“ verspricht ein interessantes Museum zu sein. Allerdings nicht so, wie wir denken, denn der Name scheint etwas verwirrlich, denn es werden Standleuchter, Kerzenständer und Spiegel, etc. ausgestellt. Doch aus fotografischer Sicht gefällt uns das Museum und wir sind schlussendlich absolut begeistert.

Während dem Ausstellungsbesuch begegnet uns eine persische Familie mit den schönsten Zwillingen, die ich ablichten durfte (ja, ich habe natürlich gefragt).

Während dem Ausstellungsbesuch begegnet uns eine persische Familie mit den schönsten Zwillingen, die ich ablichten darf (ja, ich habe natürlich gefragt).

Durch das Museum führt uns ein Museumsmitarbeiter. Er erklärt uns auch die Geschichte hinter den Ausstellungsgegenständen. Dabei vernehmen, dass die Exponate im Wesentlichen vom Shah von Persien stammen. Viele Davon wertvolle Geschenke von Diplomaten anderer Länder, viele davon aus Frankreich und ein einziges, winziges aus der Schweiz. Er tröstet uns aber und meint, dass im Uhrenmuseum in Teheran viele Ausstellungsgegenstände aus der Schweiz stammen würden.

Auch mit unserem sampathischen Führer „Sepher“ gibt es zum Abschluss ein Bild und zwar ist es deutlich zu sehen, wie „erleuchtet“ wir nun sind.

Altstadt

Mit unserem Reisegefährt können wir gegenüber dem „Seidenstrassen-Hotel“ direkt in der Altstadt parkieren. So können wir ohne Umstände durch die Altstadt bummeln.

Zuerst gehts zur markanten Freitags-Moschee, die im „Azari-Stil“ um 1200 n.Chr. erbaut und immer wieder vergrössert wurde. Sie ist heute noch voll in Betrieb als grosse Versammlungsmoschee.
Danach gehts hinein ins Gassengewirr und zum Schluss hinauf auf die Terrasse eines Kaffeehauses in der Altstadt, von wo aus man eine schöne Übersicht hat. Auffallend sind die vielen und stattlichen Kühltürme, durch welche die heisse Luft wie in einem Kamin nach oben abzieht und kühlere Luft nachzieht, bzw. auch durch den leichten Luftzug Kühlung verspricht.

Ja, und das letzte Bild dieses Abschnitts heisst „Die vier Krankenschwestern„. Auf der Dachterrasse interessieren sich nämlich drei Frauen für uns und es stellt sich heraus, dass alle drei als Krankenschwestern arbeiten.

Yazd bei Nacht

Und da wir mit unserem MAN nur wenige Schritte vom nächtlichen Geschehen entfernt stehen, drehen wir nach Sonnenuntergang nochmals eine Runde zur Freitagsmosche, zum Glockenturm zur Hazireh Moschee und zum Seyed Addin Mausoleum.

Zwei Jungvermählte

Unser Führer im Museum „Licht und Beleuchtung“ ist seit einem Jahr verheiratet. Die Gespräche während der Führung sind so aufgeschlossen, natürlich und interessant, dass uns dieser junge Mann sehr sympathisch wird. Normalerweise erwarten Touristen im Iran, dass sie von Iranern eingeladen werden. Bei diesem jungvermählten Paar drehen wir den Spiess um und laden sie zu einem Mittagessen in der Stadt ein.

Beide haben an der Universität in Isfahan studiert und zwar „Konservierung und Restaurierung von historischen Artefakten“. Danach schloss er noch mit dem Masterstudium in nicht organischer Archäometrie ab und arbeitet gegenwärtig an seiner Doktorarbeit als Doktor der Phylosophie.
Seine Frau hingegen hat sich mehr in die künstlerische Richtung entwickelt: Sie ist malerische Restauratorin von Kunstwerken.

Gmeinsam verbringen wir einen lebhaften, interessanten Nachmittag. Sie bestellen mehrere typische Menüs, von welchen wir alle kosten können und der Nachmittag ist wie eine vergnügte Weiterbilung für uns. Ja und wir schliessen die beiden in unsere Herzen.

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5 Kommentare. Hinterlasse eine Antwort

  • Freddolo Schulthess
    1. Juli 2024 13:24

    Ich bin einfach ohne Worte….so beeindruckt bin ich. So schönes, so farbenprächtig….Mehr kann ich einfach nicht sagen…ich bin hingerissen………….

    Antworten
  • Horst und Sabine
    29. Juni 2024 19:35

    Liebe Vreni
    Lieber Ernie
    Wir sind begeistert von den vielen tollen Aufnahmen von Land und Leuten und von Euren interessanten Erzählungen auch über die Geschichte und die Gastfreundschaft im Land.
    Wir sind gespannt auf Eure nächsten Eindrücke
    Herzliche Grüße aus Heidelberg

    Antworten
  • turi bachmann
    28. Juni 2024 17:15

    Einfach schön! Etwas von der Ruhe möchte ich auch geniessen.
    Und wie die Kühltürme funktionieren interessiert mich auch.

    Antworten
  • Äusserst beeindruckende bilder und berichte. Tanka viel mol!!!

    Antworten
  • Yazd by night gefällt mir sehr, konnten wir nicht erleben, weil wir ausserhalb geparkt hatten. Deine profi-Sternaufnahme ist saugut, ich habe das noch nie geschafft.

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