Ägäis & Ephesus

Meke Vulkan & Hasan Dagi

Fotografie:

Pamukkale & Laodikeia 

Ihlara Schlucht 

Verena Schulthess

Seenplatte & Yazili Kanion

Zentral Kappadokien 

Konya & Mevlana

Nemrut Dagi & Van See 

Gallipoli

21. August 2019 – wir stehen rechtzeitig am Morgen an der türkischen Grenze bei Ipsala. Noch stehen wenige Fahrzeuge am Zoll. Nach dem Geldwechsel reihen wir uns ein. Die Zollabfertigung verläuft absolut korrekt. Unser MAN wird aussen (Staukästen und Heckstauraum) und innen (Kühlschrank und Oberschrank) inspiziert und für gut befunden.

Unser Tagesziel, Troia, erreichen wir auf modern ausgebauter vierspuriger Hauptstrasse über die Halbinsel Gallipoli. Eine erste Rast bringt uns ans auf der Gallipoli-Halbinsel ans Meer.

Dardanellen Schlacht

Im Winter 1914/1915 griffen die Alliierten die Osmanen an, um den Durchgang zum Schwarzen Meer zu erlangen. Die Gallipoli-Halbinsel wurde zum Schauplatz eines grausamen Stellungskrieges. Auf Grund der hohen Verluste und der Kriegskosten gaben die Alliierten schliesslich auf – zurück blieben viele Soldatenfriedhöfe. Am Krieg gegen die Osmanen nahmen unter Anderem Truppen aus England, Frankreich, Australien und Neuseeland teil. Und das nur, um das deutsche Reich „von hinten“, also aus dem Schwarzmeerbereich, angreifen zu können. Und deshalb mussten so viele Soldaten sterben?

Dardanellen

Die Fähre von Eceabat nach Canakkale bringt uns in gut 30 Minuten von Europa nach Asien. Die Meerenge der Dardanellen ist eine der meist befahrenen Wasserstrassen der Welt. Bis zu 80’000 Schiffe durchfahren jährlich die Meerenge.

Auf den asiatischen Festland fahren wir heute noch bis Troia, nicht etwa, weil wir Troia besichtigen wollen, sondern um auf dem Vorplatz der Troia Pension und Restaurant mit vorzüglichem Wi-Fi zu nächtigen.

Troas

Zur Einstimmung in die Türkei fahren wir heute gemütlich durch die Troas, die liebliche, hügelige Landschaft zwischen Troia und Behramkale (Assos). Der Ausgrabungsstätte „Alexandria Troas“ statten wir eine kurze Visite ab. Türkische Studenten sind hier immer noch mit Ausgrabungen beschäftigt. Gegenwärtig graben sie an einer Stelle, die ein Bett gewesen sein soll – fotografieren dürfen wir leider nicht. Da sich die Stadt von der Ausgrabungsstelle bis zum Meer erstreckte, gibt es wohl noch viel zu tun!

Ören

Wir fahren heute noch bis Ören, gleich neben der hübschen Landstadt Burhaniye. Die Fahrt von Kücükkuyu bis dahin ist aufreibend. Die sechsspurige Hauptstrasse wird alle paar Kilometer von Rotlichtsignalen (Verkehrsampeln) unterbrochen und meist schalten diese bei unserer Ankunft von Grün auf Rot.

Immerhin, der uns von Italienischen Wohnmobilisten empfohlene Camping „Altin“ entpuppt sich als Juwel. Obschon der Platz voll ist von türkischen Zelt-, Wohnwagen- und Wohnmobilcampern, dürfen wir uns noch auf einen freien Platz stellen. Überrascht hat uns nicht nur die Freundlichkeit (und Neugier) der türkischen Mitcamper, sondern besonders deren Ruhe und Ordnung. Griechenland haben wir als sehr lautes Land erlebt mit vielen Nachtruhestörungen bis morgens um 5 Uhr. Nicht so in der Türkei!

Der in „deutsch-türkische“ Campingplatz Chef vermittelt uns am nächsten Morgen einen Taxi Chauffeur mit ansatzweise Englischkenntnissen, der uns beim Geldwechsel, beim Kauf des Autobahn-Stickers und der SIM-Karte von TurkCell sehr behilflich ist. Danach starten wir durch – wir wollen noch bis nach Selcuk (Ephesus) kommen, was wir bis kurz vor Sonnenuntergang schaffen.

Ephesus

Ephesus war schon Weltstadt, als Athen noch tiefe Provinz und Rom noch nicht mal gegründet war. In ihrer besten Zeit zählte Ephesus um die 250’000 Einwohner, was für die damalige Zeit schier unvorstellbar viel war. Ephesus war sehr reich, weshalb sie auch „Bank Asiens“ genannt wurde. Der Hafen war das Tor zu Persien und zu Anatolien, weshalb der Handel blühte. Aber auch der Kult um die Fruchtbarkeits-Göttin „Artemis“ trug wesentlich zum Reichtum der Stadt bei. Ganze Kolonnen von Silberschmieden lebten von diesem Kult durch die Anfertigung von silbernen Abbildern der Göttin, die Artemis, die von den Römern „Diana“ genannt wurde.

Der Apostel Paulus wirkte etwa 3 Jahre lang in Ephesus. Dieses Wirken brachte die Silberschmiede in Aufregung, da sie um ihre guten Geschäfte bangten. Sie zettelten einen Aufstand gegen den Apostel Paulus an. Die ganze Statt kam dadurch in Aufruhr und stürmte ins Theater, zerrten zwei Begleiter von Paulus mit sich und schrie zwei Stunden lang „Gross ist die Diana der Epheser“!

Erst der Stadtschreiber konnte die Menge in einer weisen und besonnenen Rede beruhigen in dem er sprach: „Ihr Männer von Ephesus, wo ist denn ein Mensch, der nicht wüsste, dass die Stadt Ephesus die Tempelpflegerin der großen Göttin Diana und des vom Himmel gefallenen Bildes ist? Da nun dies unwidersprechlich ist, so solltet ihr euch ruhig verhalten und nichts Übereiltes tun. Denn ihr habt diese Männer hergeführt, die weder Tempelräuber sind, noch eure Göttin gelästert haben. Wenn aber Demetrius und die Künstler, die mit ihm sind, gegen jemand eine Klage haben, so werden Gerichtstage gehalten, und es sind Statthalter da; sie mögen einander verklagen! Habt ihr aber ein Begehren wegen anderer Angelegenheiten, so wird es in der gesetzlichen Versammlung erledigt werden. Denn wir stehen in Gefahr, dass wir wegen des heutigen Tages des Aufruhrs angeklagt werden, weil kein Grund vorliegt, womit wir diese Zusammenrottung entschuldigen könnten!“ Und als er das gesagt hatte, entließ er die Versammlung.

Das Rathaus in der Oberstadt
Die Kuretenstrasse hinunter zur Celsius Bibliothek
Celsius Bibliothek und unterer Marktplatz
Öffentliche Latrinen und Frischwasserrohre
Hafenstrasse und Theater

Schliesslich begann die prächtige Hafenanlage zu versanden und Ephesus und ihre Pracht ging unter!

Pamucak Strand

Etwa fünf Kilometer sind es von Ephesus zum Strand von Pamucak, einem langen und breiten Sandstrand, den auch die Einheimischen gerne nutzen. Wir standen hier sicher, am Wochenende umgeben von Einheimischen. Mit dem Erfolg, dass wir viermal gebeten wurden, das im Sand stecken gebliebene Fahrzeug zu befreien. Wie als Zugabe: jeden Abend ein wunderschöner Sonnenuntergang.

Geheiratet muss werden …

An jedem erdenklichen, einigermassen romantischen Ort, manchmal inmitten von Unrat, trifft man Brautpaare mit ihren Fotografen an. Bis tief in die Nacht hinein wird fotografiert. In der Regel gegen den Sonnenuntergang, in einer Allee, mit Vorhand Hintergrund, Fackeln, Lichterketten, Feuerwerk, Drohne etc.

Video

Pamukkale

Die Fahrt von Ephesus nach Pamukkale führt durchs Tal des Menderes – zu Deutsch Mäander. Wir wollen den Fluss sehen, weshalb wir ab Aydin ein Stück weit auf die schmalen 09-25 folgen.

Wo stehen?

Wir haben gelesen, dass man beim Nordparkplatz von Pamukkale für den doch stolzen Preis von 30 Lira über Nacht stehen könne. Wir sind bereits im Pyjama, als uns der Nachtwächter wegschickt: „No Camping“. Dass das, was wir machen, kein Camping ist können wir mangels Türkisch Kenntnissen nicht diskutieren. Also verziehen wir uns auf einen Platz direkt unterhalb der Sinterterrassen (37.928755, 29.114150), den wir glücklicherweise tagsüber beiläufig gesehen haben. Sonst wäre es schwierig, bei Dunkelheit einen gescheiten Platz zu finden.

Hierapolis

Die Besichtigung der Pamukkale Sinterterrassen starten wir morgens um 8 Uhr beim Nordparkplatz. Der Rundgang beginnt bei der ausgedehnten Nekropole von Hierapolis. Noch sind wenige Touristen unterwegs und die morgendliche Stille passt zur Totenstadt bzw. zu diesem einzigartigen Friedhof.

Etwa einen Kilometer lang ist dieser monumentale Friedhof. Beim Gehen sinniert man natürlich auch über das Woher und Wohin nach. Wo sind jetzt alle diese hier begrabenen Menschen? Bei einem der „idyllischen“ Grabmale schiesst mir der fragende Gedanke durch den Kopf: „Tor zum Himmel?“

Schon Hethiter und Phryger schätzten die hiesige Heilquelle. Doch erst der pergamenische (Pergamon) König Eumenes II. gründete an der Heilquelle die antike Stadt Hierapolis – und zwar als Konkurrenz zum nahen Laodikeia.
Da wir nicht zu viele Steine zählen wollen, durchstreifen wir nur den Teil von Hierapolis, der uns zu den Sinterterrassen von Pamukkale bringt.

Die Sinterterrassen – hochgelobte Touristenfalle?

Die Sinterterrassen enttäuschen. Dass das Naturerlebnis „entweiht“ wird durch die vielen Touristen, wussten wir schon. Dass die meisten Sintertassen knochentrocken sind, weil die vielen Hotels in der Umgebung das Quellwasser für ihre Pools abzapfen, war uns neu. Als wir vor neun Jahren letztmals hier waren, sahen die Terrassen noch ganz anders aus. Enttäuschend! Hier geht es offensichtlich nur um den Profit. Wir entschliessen uns deshalb, nicht länger zu bleiben und am nächsten Morgen weiter zu fahren.

Laodikeia

Laodikeia entspricht dem biblischen Laodicea – wir nehmen die Ausgrabungsstätte so quasi beim Wegfahren von Pamukkale mit. Kaum Besucher, wir sind beinahe alleine. Aber nicht nur deswegen sind wir begeistert. In den vergangenen neun Jahren wurden viele Säulen wieder aufgerichtet und die vielleicht älteste Kirche der Welt, die um 320 nach Christus erbaut wurde, wieder zugänglich gemacht. Die Rekonstruktionsarbeiten sind noch in vollem Gang, so dass sich ein Besuch in ein paar Jahren sicher wieder lohnen wird.

Wir starten unseren Besuch durch die Syrische Strasse mit ihren schönen und Säulen, die den Reichtum der ehemals 5 Km2 grossen Stadt verkünden.

Wie weit der damalige Städtebau entwickelt war, ist auch an der Laodikeia Kirche erkennbar. Die Stadt besass ein zentrales Frischwasser Management und – wie Ephesus – ein Abwassersystem. Die Wasserzufuhr durch die Tonrohre wurde ebenfalls freigelegt. Das widerspricht doch eigentlich der Neandertaler Theorie, die meint, wir wären die höchstentwickelte Zivilisation?

Seenplatte

Salda, Yarisli und Burdur Gölü

Bei der Planung dieses Reiseabschnitts bin ich auf die Seen zwischen Denizli im Westen und Konya im Osten aufmerksam geworden. Dass die Türkei über so viele Seen verfügt, wusste ich zuvor nicht. Also wollen wir da hin. Jeder der Seen hat seine eigene Farbe und Ambiance.

Der Salda Gölü, ein Kratersee bei der Ortschaft Salda besticht durch sein tiefes Blau und Türkis. Nicht verwunderlich, dass der Hauptstrand bei Salda „Maledivenstrand“ genannt wird.

Der Yarisli Gölü ist gegen Ende des Sommers beinahe ausgetrocknet und präsentiert sich in Pastellfarben. Hier soll es im Winterhalbjahr Flamingos geben. Jedenfalls kann man nach der Ortschaft Yarisli zu einem Beobachtungsposten an den See fahren. Rundherum sind die Narben in die Berge geschlagen. Die Marmorbrüche leuchten in grellem Weiss.

Wenig später machen wir Mittagsrast am Burdur Gölü, der bei Ornithologen ebenfalls beliebt ist. Aber Achtung, der Boden entlang des Sees ist nicht so stabil, wie es aussieht.

Yazili Kanion

Seit dem Sald Gölü geht die Fahrt durch ländlicher werdendes Gebiet und auf der Strasse 15-25 zwischen Taskapi und Yesilbaskoy über ein hübsches Gebirgspässchen. Die Strasse 32-26 windet sich schmal und steil in die Bergwelt hinauf und wieder hinunter in den gewaltigen Fels-Kessel des Yazili Kanion. Hier erleben wir auf Parkplatz Nr. 2 die wohl drückendste Nacht unserer bisherigen Reise bei etwa 38° und keinem Windchen…

Dennoch nehmen wir uns am frühen Morgen Zeit für die Wanderung in die Schlucht hinein. Zu Beginn sind wir noch beinahe alleine, später wandern wieder Busladungen meist türkischer Touristen in den Canyon hinein. Wir geniessen das Rauschen des kühlen Wassers und genehmigen uns am Ende der Wanderung eine gegrillte wunderbar schmeckende Forelle in dem improvisierten open air Restaurant.

Egirdir und Beysehir Gölü

Hinter dem Städtchen Egirdir, auf dem Weg zur Halbinsel, finden wir einen ruhigen Parkplatz auf dem auch türkische Camper mit ihren Wohnmobilen kostenlos stehen. Wir gesellen uns zu ihnen und werden freundlich aufgenommen. Hier gefällt es uns so gut, dass wir unseren Plan, am See frei zu stehen, umwerfen und hier zweimal nächtigen.

Zwischen Egirdir und dem Beysehir Gölü halten wir am Strassenrand an, um uns mit Früchten zu versorgen. Herrlich, die frischen reifen Früchte und das frische Gempüse überall. Ein sympathisches älteres Paar, bietet uns auch noch gekochte Maiskolben an, die mit Salz gewürzt, hervorragend schmecken.

Am Beysehir Gölü verbringen wir eine Nacht am Karuburun Strand. Schade, dass dieser sonst schöne Ort so zugemüllt ist. Dennoch lassen es sich einige Brautpaare nicht nehmen, sich da bis in die Nacht hinein in Szene zu setzen.

Video

Konya

Die konservative Millionenstadt Konya – das alte Ikonium – gilt als Sittenwächterin des Landes – so unser „Müller-Reiseführer“. Jedenfalls ist sie reich durch Handel und Industrie, was sich schon im ausgezeichneten Strassensystem dem Heranfahrenden offenbart.

De Stadt Konya hat einen kostenlosen Wohnmobil-Stellplatz eingerichtet (Karatay Belediyesi Karavan Parki). Koordinaten: 37.86947, 32.55037. Jeder Platz verfügt über Wasser (gechlort) und Strom. Zudem gibt es saubere Toiletten und Duschen. Bis zu drei Nächte darf man bleiben. Leider liegt der schöne und gepflegte Stellplatz direkt an einer grossen Strassenkreuzung und ist deshalb tags und nachts ziemlich laut. Die kostenlose Anmeldung erfolgt gleich beim Eingang zum städtischen Vergnügungspark (Karatay Belediyesi Sehir Parki) mit Pick-Nick Stellen und vielen Karussellen und Bahnen.

Am Eingang zum Park kann man auch ein Taxi bestellen – erhält dann vielleicht auch noch einen Cay – und innert 10 bis 15 Minuten erreicht man das Stadtzentrum.

Mevlana Kloster

Unser erster Stadtbesuch beginnt beim Meydan mit der imposanten Selimiye Moschee und dem Mevlana Kloster.
Im Bild rechts ist die Selimiye Moschee in typisch osmanischer Bauweise und mit offener Vorhalle zu erkennen, im Hintergrund mit der türkisfarbenen Kuppel das Mevlana Kloster.

Auf dem Meydan, dem grossen Platz, geht es kunterbunt, aber ruhig, zu und her. Nach dem Gebet strömen die Männer in Gespräche vertieft aus der Mosche, andere waschen ihre Füsse im „heiligen“ Wasser, füllen Petflaschen ab oder trinken am Brunnen.

Leider dürfen wir im Inneren nicht fotografieren.

Die „Bruderschaft der tanzenden Derwische“ wurde durch den aus Afghanistan stammenden islamischen Mystiker Calaleddin Rumi gegründet. Er wurde von seinen Anhängern „Mevlana – unser Meister“ genannt.

Diese islamische Strömung strebt über die Auslöschung des ich die Vereinigung mit Allah an. Dazu dienten geistige Versenkung, Entbehrungs-Übungen und rituelle Tänze – er Derwisch Tanz. Über 650 Jahre lang hatte der Mevlana Orden grossen Einfluss auf alle Bevölkerungsschichten, besonders aber auch auf die Regierenden. Da sich der Orden den Reformen der neuen türkischen Republik widersetzt, wurde er wie alle anderen Sufi-Bruderschaften 1925 verboten. Ein Jahr später wurde das Mevlana Kloster als Museum wiedereröffnet.

Den bekannten Derwisch-Tänzen kann man in Konya beim Mevlanakloster jeweils von Donnerstag bis Samstag Abend im Rosengarten beiwohnen. Wir haben darauf verzichtet und zeigen nachfolgend ein Bild von Hulki Okan. Die graue zylindrische Mütze bedeutet der Grabstein, der weisse, wirbelnde Rock das Grabtuch des in sich selbst erstorbenen Derwischs.

Alaaddin Tepesi

Leider sind am Burghügel die interessanten selcukischen Ausgrabungen infolge Bauarbeiten geschlossen, weshalb unser Besuch kürzer dauert, als geplant. Wir sehen die Alaaddin Keykubad Moschee in einfacher, typischer syrisch-arabischer Bauweise und die schöne, gepflegte Gartenanlage. Danach steht Einkaufen auf dem Programm.

Einkaufen

Es dauert eine Weile, bis wir ein Ladengeschäft finden, das konservative weibliche Kleidung verkauft, die Verena für den Iran benötigt. Im „OBJE“ an der Atatürk Caddesi, in der Nähe der Einmündung in den Alaaddin Bulvari, werden wir fündig. Das Verkaufspersonal ist uns gegenüber anfänglich sehr reserviert – sie drücken sich drum, uns bedienen zu müssen. Schliesslich fasst eine den Mut (diejenige im rosaroten Kleid) und am Ende stehen alle Verkäuferinnen lachend und freundlich um uns herum.

Noch fehlt der „Kopfschmuck“. Eine der Verkäuferinnen führt uns hin, gleich um die Ecke. Hier folgen Kopftuch und das Stirnband mit integrierter Hinterkopfbetonung. (Schönheit muss auch in islamischen Ländern leiden)

Basar Viertel

Zum Abschluss schlendern wir durch das „aufgeräumte“ Basarviertel mit der im Rokkoko-Stil wiedererbauten Aziziye Moschee. Im Werbeprospekt wird der Basar als Ort genannt, wo vor allem Brautpaare einkaufen gehen würden.

Was seht ihr hier?

Meke Gölü

Genug der Stadt – endlich sind wir am Meke Gölü auf einer Höhe um 1000m angelangt. Vom Gölü (See) um den Meke Vulkan ist allerdings nur eine angetrocknete Salzkruste zu sehen, da der See in den Sommermonaten oft austrocknet. Dennoch ist der Vulkan im Vulkan imposant. Er soll durch eine Doppeleruption entstanden sein. Wir geniessen die (vorläufige Ruhe) am Kraterrand. Schon bald zieht eine Schlechtwetterfront vorüber, die in der Nacht einige Tropfen Regen bringt.

Am Kraterrand sollte man nicht über Nacht stehen bleiben, so in iOverlander. So machen wir uns beim Eindunkeln auf, um einen Nachtplatz zu suchen.

Hatten wir zuvor schon eine nette Begegnung mit einem Jungen und seinem nach Whisky riechenden Onkel, will uns tatsächlich ein Türkischer Personenwagen auf der schmalen, einspurigen Schotterpiste überholen. Er hupt und blinkt wie wild. An einer Ausbuchtung halten wir an. Er fährt direkt neben uns, steigt mit seinem Kollegen aus – stellt sich vor unseren MAN und schiesst zwei, drei Fotos, winkt fröhlich, steigt wieder ein und fährt zurück an seinen Abendparty Platz.

Solche und ähnliche Situationen erleben wir beinahe täglich. Oft winken uns Menschen auf dem Feld, am Strassenrand oder aus überholenden Fahrzeugen zu. Es kommt sogar vor, dass der Fahrer des überholenden Fahrzeugs soch zum Fenster hinaus lehnt, um uns von vorne betrachten zu können.

Meke Gölü Westseite
Meke Gölü Ostseite

A pro pos Abendparty. Ein eher unangenehmes Phänomen sind die Abendparties an schönen, abgelegenen Orten, wie eben auch dem Meke Gölü. Gegen Abend und in der Nacht bis morgens um 3 Uhr oder noch später trudeln Personenwagen an diesen Orten ein. Es ist dann ein stetes Kommen und gehen. Oft ist es nicht sehr laut, aber wenn wir auch dort stehen, werden wir meist mit den Scheinwerfern begutachtet. Ja, einmal stellte sich einer quer vor uns hin, um wahrscheinlich unser Nummernschild lesen zu können etc. Da fühlt man sich dann nicht mehr sicher, wird auch in der Nachtruhe gestört. Schlimmer aber noch: so schön die Türkei ist und so liebenswert die Menschen, an den schönsten Orten liegt oft viel Unrat, so leider auch oben am Kraterrand, um den Vulkan herum. im Osten etwas weniger als auf der Westseite.

Hasan Dagi

Auf Nebenstrassen geht die Reise weiter zum Hasan Dagi und von da aus zur Ihlara Schlucht. Der Hasan Dagi steht an der Peripherie des kappadokischen Hochlandes mit Höhen um 1200m. Er gilt, zusammen mit zwei anderen Vulkanen als „Schöpfer“ der Kappadokischen Landschaft, da der Ausgestossene Ascheregen zum Tuffgestein wurde, welches sich gut bearbeiten lässt. In diesem genügend festen, aber auch nicht zu harten Gestein wurden zu Byzantinischer Zeit und schon früher, Siedlungen und Kirchen in den Felsen gehauen.

Ihlara Schlucht

Auf dem Weg ins Herz Kappadokiens passieren wir die Ihlara Schlucht – ein Juwel in der kappadokischen Steppe. Die Schlucht ist bis zu 150m tief mit steil aufragenden Wänden. Vermutlich ist das Flüsschen Melendiz urspünglich unterirdisch gelaufen, hat den weichen Fels mehr und mehr ausgehöhlt und schliesslich durch Einsturz der Decke diese Schlucht gebildet, deren Felswände bis zu 150m aufragen.

Um 800 nach Christus suchten byzantinische Mönche Schutz vor Verfolgung durch die mehr und mehr eindringenden Araber und besiedelten die Ihlara Schlucht. Etwa 50 Felskirchen wurden bis heute in der Schlucht gefunden. Einige davon sind zugänglich. Wir beschränken uns auf die drei besterhaltenen Kirchen.

Auf über 300 Treppenstufen steigt man über 100m in die Schlucht hinunter. Doch das klingt schlimmer, als es ist, da die Treppenstufen sehr angenehm zu begehen sind.

Agacalti Kilisesis

Sie gilt als die älteste Kirche im Tal, wurde vermutlich von noch ungeübter Hand in Pastellfarben ausgemalt. Die Bilder zeigen die Auferstehung von Jesus.

Sümbüllü Kilise

Sie besitzt eine behauene Aussenfassade. Im Innern war sie einst mit Ornamenten verzieht. Fresken finden sich in der kleinen Kapelle nebenan. Der eigentliche Kirchenraum befand sich im oberen Geschoss, das durch eine schmale, ausgetretene Treppe zugänglich ist.

Yilanli Kilise

Sie ist die grösste der besichtigten Kirchen. Ihr Innendekor ist in kräftigen Farben gemalt. Doch ist es stockfinster in dieser Kirche und wir können nur dank eines LED Strahlers überhaupt fotografieren. Die Bilder zeigen allerhand „Heilige“ und Märtyrer sowie einen Engel mit einer Waage, in welcher die Sünden gewogen werden.

Wanderung durch die Ihlara Schlucht

Nach der Kirchenbesichtigung geniessen wir die gut 3 Km lange Wanderung Schlucht abwärts bis zum Dorf Belisirma, von wo wir für 25 Lira ein Taxi zurück zum Haupteingang nehmen. Die Schlucht ist dicht bewachsen und das fliessende Wasser tut nach vielen trockenen Landschaften gut. Mitten im Naturschutzgebiet kommen wir an ein „Bufet“ – 1001 Bufet, denken wir. Man kann kaum irgend wo hingehen, ohne dass es dort nicht jemanden gibt, der mit einem Bufet Geschäfte machen will. So auch hier. Fruchtsäfte, Getränke und kleine Mahlzeiten werden serviert.

Auf dem Weg ins Herz Kappadokiens

Güzelyurt

In Güzelyurt lebten bis zum ersten Weltkrieg 1000 griechische und 50 islamische Familien einträchtig beieinander. Nebst dem Klostertal, das wir nicht besucht haben, liegt in schöner Landschaft die Yüksek Kilise, auch Analipsis Kirche genannt. Sie wurde gegen Ende der 1800er Jahre erbaut, verfügt über einige Mönchszellen in einem Nebenbau und befindet sich in noch recht gutem Zustand. Die Fresken wurden weiss übermalt, so dass sie auf uns wie eine einfache Bergkirche ohne Schnörkel wirkt. Wir geniessen die Ruhe und die weite Aussicht bis zum Vulkan Hasan Dagi, der mitgeholfen hat, diese Landschaft zu formen.

Ennet dem 1770m hohen Sivrihisar Pass, steht linkerhand auf freiem Feld die Rote, die Kizil Kiliese, eine zwischen dem 5. und 7. Jahrhundert erbaute byzantinische Langbau-Kreuzkirche. Sie steht noch, befindet sich aber nicht mehr in gutem Zustand und Schriftzüge aus der Spraydose verunzieren das einst hübsche Bauwerk. Insgesamt aber doch auch ein Synonym, der Vergänglichkeit. Mehr noch, die unzähligen Höhlen- und freistehenden Kirchen lassen die Frage aufkommen: Wie viele Kirchen braucht denn der Mensch?

Herzliche Menschen

An der Kizil Kiliese begegnen wir wieder einmal herzlichen Menschen. Einfache Bauersleute hüten ein paar Küche und füllen gerade Spreu der Kornernte in Säcke ab. Schon zuvor haben wir ähnliche liebenswerte Begegnungen erlebt. Ein Bauer, der uns spontan und ohne Ursache eine Melone schenkt, ein anderer, der uns begrüsst, als wir auf einem Feld stehen und fotografieren, Nomaden, die uns herzlich zuwinken und viele mehr …

Gaziemir Untergrundstadt

Nicht nur im Herzen Kappadokiens, sondern überall auf dem Gebiet gibt es Untergrundstädte. Nun, wir finden das Wort „Stadt“ etwas übertrieben, würden es eher als Untergrundsiedlung bezeichnen. Diejenige in Gaziemir ist sehr sehenswert, auch deshalb, weil teilweise die Decke eingestürzt ist und man sich so ein besseres Bild von einer Maulwurfsiedlung machen kann.

Die Stallungen bieten Platz für mindestens 25 Tiere mit je eigener Futterkrippe. Für vorüberziehende Karawanen gibt es Gaststallungen für Kamele, eine grosse Küche, Eine Weinkelterei und Vieles mehr. Der Weg in die Kirche war nicht weit, denn sie wurde direkt neben der Weinkelterei in den Fels gehauen. Wer nun denk, dass es hier unten gestunken haben muss, der irrt, denn die ganze Anlage wurde über mehrere Stockwerke hinweg mit einem ausgeklügelten System Belüftet und Entlüftet.

Das Herz Kapadokiens

Zum Herzen Kappadokiens gehört nicht nur die bekannteste Ortschaft „Göreme“ sondern viel mehr ein halbes Dutzend Örtchen und Städtchen. Diese Region ist so stark zergliedert, dass es zu Beginn nicht ganz einfach ist, sich zu orientieren. Zur Hauptsache besteht die Region aus einem Hochplateau aus Tuff, das an seinem Rand durch Erosion ausgewaschen wurde, wodurch Tälchen in verschiedenen Farben und mit verschiedenen Skulpturen entstanden und noch weiter im Entstehen sind. Gleichzeitig wurde dieser Tuffstein dazu benutzt, um Wohnungen, Arbeitsräume und Kirchen hineinzuhauen. Diese boten einerseits ideale Verstecke, andererseits aber auch im Sommer und Winter klimatisierte Räume. Die Region liegt auf einer Höhe um 1200m. Im Sommer wird es sehr heiss, im Winter sehr kalt.

Wir fahren zuerst zum wunderschön gelegenen und mit echt guter Infrastruktur versehenen Kaya Camping. Am Morgen früh bietet sich uns ein erstklassiges Schauspiel, wie die vielleicht 100 Heissluftballone beinahe geräuschlos über die Landschaft gleiten.

Blick vom Kaya Camping
Devrent Valley

Nach zweitägigem Aufenthalt auf dem Campingplatz zieht es uns in die „Freiheit“. Zuerst besuchen wir das Devrent Tal mit seinen Feenkaminen. Feen haben wir zwar keine gesehen, jedoch einige Skulpturen, die einer Robbe, einem Kamel, Zeigefinger, etc. gleichen.

Zelve Open Air Museum

Wer die Wohnungen und Kirchen des Zelve Open Air Museums noch sehen will, sollte sich beeilen. Hier spielt die Erosion stark mit, indem ganze Felswände abbrechen. Dies ist auch der Grund, weshalb man viele Wohnungen im Querschnitt sehen kann und bereits ein Teil des Gebiets geschlossen werden musste.

Römer, Byzantiner, Seldschuken, Osmanen und Türken wohnten in den Wohnhöhlen. Erst 1953 zogen die letzten Bewohner aus, weil auf Grund der Erosion das Leben in diesem felsigen Winkel zu gefährlich wurde.

Eine Engelgeschichte

Die Nacht verbringen wir auf einem Platz oberhalb des Love Valley. Doch fahren in der Nacht so viele türkische Personenwagen auf dieser Erd- und Staubpiste an uns vorüber – auf und ab – dass es ungemütlich wird. Als sich dann um Mitternacht ein so lieber Kollege direkt vor unser Fahrzeug stellt und uns die längste Zeit mit seinen Scheinwerfern anzündet, ist es uns definitiv nicht mehr wohl. Im nahen Cavusin haben wir einen „Parkplatz“ gesehen und dahin wollen wir jetzt. Dieser entpuppt sich jedoch als zu einem Keramikladen gehörend, geht also nicht. Der „Parkplatz“ gegenüber ist bei genauem Hinsehen eine Strassenmündung. Da fahren wir hinein. Plötzlich taucht eine dunkle Gestalt auf und bedeutet uns anzuhalten. Wir erwarten schon, dass man uns wieder wegschickt. Das Gegenteil aber geschieht. Er macht mit seinen Händen eine Schlafbewegung, wir nicken, worauf er uns eine Ausbuchtung an einem Feldweg zeigt, wo wir nächtigen können und schliesslich gut schlafen.

Markt in Avanos

Freitags ist ein schöner Markt in Avanos, der sich lohnt. Viel frisches Gemüse, frische Früchte, Nüsse, Gewürze, Haushalt- und andere Waren. Der grosse Parkplatz, auf dem auch „Big Rigs“ problemlos zufahren und parken können liegt im Zentrum, gleich neben dem östlich davon liegenden Marktareal. Leider keine Bilder.

Love Valley

Im Licht der Abendsonne wandern wir durch das Love Valley. Wie überall, so auch hier, sind wir nicht alleine. Und obschon Fahrverbot wäre, fahren Fahrzeuge durch das Tal und an einer der schönen Feentürme ist sogar mitten im Naturschutzgebiet wieder ein „Bufet“ aufgebaut. Schade, dass man nicht einmal Natur, Natur bleiben lassen kann. Das tut dem Erlebnis aus unserer Sicht etwas Abbruch.

Wanderung durchs Zemital

Eine letzte Wanderung führt uns durch das schöne und ruhige Zemital mit seinen Pflanzungen und der bekannten El-Nazar Kirche.

Bei der El Nazar Kirche war ebenfalls ein Teil der Front eingebrochen, doch wurde diese Feen-Turm-Kirche liebevoll restauriert und ist unserer Ansicht nach sehenswert. Der Wächter öffnet uns die Kirche und als wir infolge des Fotografierens und Filmens längere Zeit nicht heraus kommen, schaut er etwas mürrisch nach und meint, dass im Unesco Weltkulturerbe fotografieren verboten sei…

Sunset Point

Die weiteren Nächte verbringen wir in der Nähe des Sunset Point, über dem Red Valley. Hier bleiben wir unbehelligt. Nach der Wanderung zum Zemi Tal schlägt das Wetter um und es wird Zeit sich von Kappadokien zu verabschieden.

Yaşar Kardeşler MAN Servisi – Kayseri

Unsere nächste Station ist Kayseri und da die MAN Werkstätte von Yasar Kardesler. Hier gönnen wir unserem MAN eine Verschnaufpause und lassen einige Arbeiten ausführen und zwar für 6230 türkische Lira (Euro 100):

  • Öl der Planetengetriebe an der Vorderachse nachfüllen – das Öl wird abgelassen und ganz neu aufgefüllt
  • Öl an den Achsschenkelbolzen nachfüllen
  • Gründliche Fahrzeugwäsche
  • Kardanwelle schmieren

Kostenlos zusätzlich ausgeführte Arbeiten:

  • Licht überprüft
  • Kontakte an den Fahrzeugbatterien überprüft
  • Gefährdete Elektroleitung geschützt
  • Defekte Rücklampe repariert
  • Motoröl nachgefüllt
  • Scheibenwischer Wasser nachgefüllt
  • Luftdruck Anzeige, Stecker mit Kontaktspray behandelt

Zudem wurden wir kostenlos zum Mittagessen eingeladen und vom Chef zu einer Metzgerei gefahren, wo wir die bekannten Fleischwaren von Kayseri einkaufen konnten, ohne in die Stadt fahren zu müssen. Gute Mechaniker, die sich wirklich um das Fahrzeug gekümmert haben. Die Kommunikation war nur durch Google Übersetzer möglich. Einmal hat mir der Chefmechaniker folgendes Geschrieben: …das hast aber du verbrochen, du Künstler du!

Alles sehr sympathisch. Alle 15 Minuten wurde neuer Tee (Cai) serviert. Können wir also nur empfehlen (ja, auch den Tee). Herzlichen Dank an die Firma Kardesler!

Nemrut Dagi – der Götterberg

Nemrut bzw. zu Deutsch „Nimrod“ war der erste grosse Gewaltherrscher auf Erden. Er war wahrscheinlich auch der Turmbauer zu Babel und um ihn entstand ein erster Götzenkult. Nicht verwunderlich also, dass der Götterberg den Namen Nimrods trägt. Auf dem Gipfel dieses Berges befindet sich auf einer Höhe von 2150m der grösste Grabhügel der Welt. Götter aus Stein bewachen den Grabhügel, den aus Kies aufgeschütteten Tumulus. Die Köpfe der Götter liegen allerdings nicht mehr auf deren Leiber, sondern am Boden. Der hier begrabene Antiochos I. (69 bis 34 v. Chr.) bewacht als Gott aus Stein sein eigenes Grab, zusammen mit Herakles, Apollo, Zeus und der Tyche von Kommagene. Das Bewachungskommando aus Stein gehauen ist sowohl auf der West-, wie auch auf der Ostterrasse aufgestellt, wobei die Ostterrasse noch über einen Feueraltar verfügt.

Da wir etwas früher am Berg sind, denken wir, den Berg nur mit wenigen anderen teilen zu müssen. Doch dann kommen die Massen punktgenau zum Sonnenuntergang.

Wir fahren von Süd-Osten her an den Berg hoch, nehmen die steile, aber befestigte Strasse durch Karadut bis zur Pension Karavanserai auf einer Höhe von ca. 1300m, wo wir für zwei Nächte stehen und die Aussicht geniessen. Für 100 Lira leisten wir uns ein Taxi, um auf den Gipfel des Nemrut zu kommen.

Euphrat und Tigris

Nach der Besichtigung des Nemrut Dagi fahren wir stracks Richtung Osten. Einen kurzen Zwischenstopp an den beiden antiken Flüssen Euphrat und Tigris lassen wir uns nicht nehmen. Beide Flüsse fliessen vom anatolischen Hochland hinunter in die Mesopotamische Ebene. Sie spielten in antiker Zeit eine wichtige Rolle und spielen es vielleicht noch heute, da sie von der Türkei durch Staudämme aufgestaut werden. Nur dank Euphrat und Tigris waren die antiken Hochkulturen in Mesopotamien (Zweistromland) möglich.

Euphrat

Der Euphrat heisst in der Türkei „Firat Nehri“ und ist hier im „Atatürk Stausee“ aufgegangen. Mit seinem längsten Zufluss ist er 3380 Km lang. Er entspringt im inneren Taurusgebirge, durchfliesst die mesopotamische Ebene, Syrien und den Irak, und ergiesst sich schliesslich in den persischen Golf.

Begegnung „im Busch“

Während ich den Euphrat filme, höre ich die Stimme meiner Frau und die eines Mannes. Was ist los? Ich suche sie und finde sie hinter Sträuchern und Bäumen am Rande eines Gemüsefeldes zusammen mit einem Bauernpaar. Die beiden Lieben überhäufen sie mit ihrem selber gepflanzten Gemüse. Als ich auch noch auftauche bietet mir der Mann eine Zigarette an und ich muss vom selber gemachten Schafkäse probieren. Je länger wir bei den beiden bleiben, je mehr stopfen sie uns die Plastiksäcke mit Gemüse voll. Die Kommunikation mit Google-Übersetzer funktioniert nicht, da ihnen offenbar Lesen und Schreiben schwerfallen. Wir versuchen, Ihnen zu bedeuten, dass wir keine Kinder am Tisch hätten, die mitessen. Schliesslich revanchieren wir uns mit einer Schweizer Schokolade und verabschieden uns mit gegenseitiger Umarmung (Mann-Mann, Frau-Frau).

Tigris

Nach der Durchquerung der topmodernen kurdischen Stadt Diyarbakir überqueren wir den Tigris, hier Dicle Nehri genannt. Wir kommen leider nicht so richtig an den Fluss heran und wollen aber auch keinen Umweg fahren, da wir heute bis in die Nähe des Van See vorankommen wollen.

Irgendwie bin ich heute nicht so gut drauf. Meine rechte Wade schmerzt und ich weiss nicht ob es sich um eine Thrombose oder nur eine Muskelzerrung von der letzten Wanderung handelt. Die Strasse von Diyarbakir bis ins Gebirge ist Mühsam zu fahren. Ständiges auf und abfahren, wobei das Gefälle jeweils so stark ist, dass ich oft hinunterschalten muss, damit die Staudruckbremse das Fahrzeug hält. Wir vermissen eindeutig eine Retarderbremse. Zudem ist die ganze Strecke wellenförmig, so dass das Fahrzeug dauern auf und ab wippt. Einfach mühsam. Aber wir ziehen durch und landen schliesslich in Bitlis.

Gute Nacht zwischen Hotel und Moschee in Bitlis

Am Van See

Endlich ist es so weit und wir sind am Van See, genauer in Tatvan. Schon immer hat mich dieser See fasziniert und nun sind wir da! Doch so ganz glücklich bin ich nicht. Meine Wade des rechten Beins schmerzt immer noch und wir meinen, eine leichte blaue Verfärbung zu sehen, was ein Hinweis auf eine Thrombose sein könnte. Wir sind unsicher. Wieder ins Spital mit langen Wartezeiten? Wohin denn? Andererseits wollen wir in der Ungewissheit auch nicht in den Iran einreisen.

Tatvan Can Private Hospital

Auf Google Maps entdecken wir ein kleines privates Krankenhaus – und fahren dorthin. Von aussen sieht es nicht sehr verheissungsvoll aus, doch drinnen wirkt es sauber, aufgeräumt und gepflegt. Da die Dame am Empfang kein Englisch spricht, lässt sie eine andere Dame kommen, die aber auch kein Englisch spricht, uns jedoch im Spital zu einem jungen dynamischen Herrn führt. Es ist der Spitaldirektor persönlich und er spricht fliessend englisch. Nach kurzer Anhörung bringt er uns direkt zum Kardiologen, der für meine Untersuchung zuständig ist.

Ich muss nicht lange warten. natürlich hört er als Kardiologe auch noch das Herz ab, prüft dann die Wade und ordnet eine Blutuntersuchung und eine Ultraschalluntersuchung meiner Venen an. Alles ist gut organisiert und wird entsprechend dokumentiert. Die Venenuntersuchung ist negativ, was ja in der Ärztesprache positiv ist. Auf die Labor Ergebnisse müssen wir noch warten. Derweil lädt uns der Direktor zum schmackhaften Mittagessen in der Kantine und danach zum Kaffee in die Cafeteria ein. Schliesslich erhalte ich den Schlussbericht: Keine Thrombose und dazu ein Rezept für eine Salbe und Schmerzmittel.

Herzlichen Dank an den Direktor, Şener Akbay und an den Kardiologen, Dr. Kenan Ates und die tüchtigen Mitarbeitenden des Krankenhauses.

Deniz Camp Gevas

Das Deniz Camp ist eher ein riesiges Ausflugsrestaurant mit Stehmöglichkeit für Camper. Dank des neu aufgeschütteten Platzes am kleinen Hafen können wir weg vom Restaurant direkt am See stehen. Hier bereiten wir uns auf die Einreise in den Iran vor und geniessen einige sonnige Tage am See. Auch die verstopfte Toilette bringen wir in Ordnung, füllen Wasser und Diesel auf, kaufen die letzten Lebensmittel und machen uns danach auf den 140 Km langen Weg nach Kapiköy, an die iranische Grenze auf.

Vorheriger Beitrag
Videos Zürich-Kapstadt
Nächster Beitrag
I R A N

Related Posts

Es wurden keine Ergebnisse gefunden, die deinen Suchkriterien entsprechen.

16 Kommentare. Hinterlasse eine Antwort

  • Servus!
    Habe schon mit Sehnsucht auf Euren Bericht gewartet und das Warten hat sich gelohnt.
    Bin schon sehr neugierig, wie es Euch im Iran ergangen ist.
    Wünsche Euch eine schöne Reise.
    Liebe Grüße Toni PETER.

    Antworten
  • Freddy Schulthess
    4. Oktober 2019 22:33

    Dieser ganze Bericht hat mich beinahe umgehauen ( wir verstehen uns ) So tolle Bilder, so tolle n Bericht….man fühlt sich beinahe dabei. Ich bewundere Euch wie Ihr dies alles macht, mit fahren , fotographieren und dies dann auf die Homepage zu hauen…..tschuldigung ….zu berichten….obwohl Ihr sicher auch Müdigkeit spührt und hin und wieder auch ausruhen müsst.
    Nun bin ich so richtig auf einer Startpiste und warte auf weiteren Bericht. Herzlichen Dank für all Eure Arbeit, damit auch wir miterleben dürfen. Ganz liebe Grüsse aus Cortaillod Euer euch liebender Freddolo

    Antworten
  • Ganz tolle Bilder und Berichte. Weiterhin alles Gute.

    Antworten
  • Jürg Schulthess
    2. Oktober 2019 22:50

    Ihr Lieben
    Das sind ja wiedereinmal traumhafte Bilder. Vieles erinnert uns an unsere Hochzeitsreise durch die Türkei… war ja nicht gerade gestern… Es ist einfach ein wunderschönes Land! Seid herzlich gegrüsst und viele spannende Erlebnisse und Bewahrung im Iran.

    Antworten
  • Bösch Hermann
    2. Oktober 2019 20:23

    Super schöne Bilder und interessante Beschreibungen. Weiterhin eine gute Fahrt.
    Gruss Hermann

    Antworten
  • Liebe Vreni und lieber Ernst, einfach nur schön, was Ihr erlebt und es kommt so eine Ruhe auf bei den eindrücklichen Bilder( Bilderbuch im wahrsten Sinne) ich freue mich für Euch und hoffe dass Ihr weiterhin viel schönes erleben dürft. Ganz liebe Gruess Eveline

    Antworten
  • Hoi Ernst, nur ganz kurz, super super Impressionen die ihr uns vermittelt, herzlichen Dank für die Bilder, Filme und Kommentare! Im Mai fuhr ich mit dem Töff die Seidenstrasse von zuhause via Italien, Griechenland, Türkei, Iran, Turkmenistan, Usbekistan nach Osch in Kirgistan, wir erlebten sehr viel und dementsprechend schaue ich eure Bilder mit noch anderen Augen an, speziell auch die Orte an denen wir ebenfalls waren. Wünsche alles Gute und weiterhin viele spannende Momente!

    Antworten
  • Thomas Klevers
    2. Oktober 2019 10:00

    Ein toller Bericht, der sehr viel Lust aufs Reisen macht!
    ich mag Reiseberichte, die kurz und bündig sind, dennoch die Atmosphäre schön und treffend wiedergeben. Kompliment, auch für die Fotos. Der Bericht macht Lust auf eine Reise in die Türkei, bin gespannt auf die Fortsetzung. Euch weiterhin gute Fahrt und viele schöne Erlebnisse!

    Antworten
  • Am besten gefällt mir Ernie mit Bart! auch wenn er noch kurz ist, so steht er ihm doch besser als glatt rasiert! 😉

    Antworten
  • Liebe Vreni, lieber Erni, wir sind begeistert von Euren Informationen über Land und Leute.
    Das weckt Fernweh!!! Herzlichen Dank dafür, daß wir an Eurer Reise teilnehmen können.
    Wir wünschen Euch aufrichtig eine gute und sichere Fahrt.
    die Heidelberger

    Antworten
  • Freddy Schulthess
    24. September 2019 20:36

    Das sind wundervolle Bilder die Ihr da gemacht habt…..ja so schön……..Jetzt möchte ich am liebsten sofort den Flugi nehmen und Euch nachzurasen………Bin ganz zabelig auf Euren weiteren Bericht……und freue mich schon Euch wieder zu lesen. LG aus Cortaillod.

    Antworten
  • Im very glade to meet with that lovely couple. Have a good and safety trip.

    Antworten
  • Schöne Bilder, frage mich grade, ob ihr da auch stinkwichtige Latrinengespräche hattet 🙂
    Hoffe es geht euch gut und ihr seid gesund und munter unterwegs.
    Ganz es liäbs Grüessli
    Gabi

    Antworten
  • Freddy Schulthess
    14. September 2019 20:00

    Das war ein riesiger Plausch, Euch zu lesen und all die Bilder zu beschauen………..Die Türkei hat wirklich viel Sehenswertes.
    Ganz liebe Grüsse aus Cortaillod……Bleibt gesund!

    Antworten

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Bitte füllen Sie dieses Feld aus.
Bitte füllen Sie dieses Feld aus.
Bitte gib eine gültige E-Mail-Adresse ein.

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.