Durch die Wüste ins Gebirge
Najran liegt auf etwa 1300 Höhenmetern. Durch die Hima-Wüste fahren wir hinauf ins Asirgebirge. Die Strasse folgt meist dem Lauf von Trockenflüssen. Je höher wir kommen, umso mehr frischen die grünen Tupfer von Palmenoasen die Landschaft auf. Mit zwei Spitzkehren steigt die Strasse dann steil an und wir gelangen auf eine Hochebene, die bereits über 2000m liegt. Eine herrliche Fahrt mit wenig Verkehr und schönen Ausblicken.
Dhahran Al Janub
Dhahran al Janub ist eine Oasenstadt. Eine noch verhältnismässig intakte Lehmsiedlung am Rande der Oase hat uns hierher gelockt. Die kompakte Siedlung wird zur Zeit heftig renoviert und restauriert. Die Lehmbauten üben immer noch eine exotische Faszination aus. Wir versuchen uns vorzustellen, wie das Leben hier damals gewesen sein muss. Leider wurden klozige Betonhäuser direkt hinter der Siedlung gebaut, wohl zu einer Zeit, als noch kein Verständnis für die Erhaltung der alten Zeitzeugen vorhanden war.
Wir übernachten auf dem nahegelegenen Parkplatz. Morgends um 2 Uhr klopft jemand heftig an unsere Türe und wir werden wach. Drei junge Männer mit übergezogenen Kapuzen wollen Geld von uns. Glücklicherweise sind keine Waffen im Einsatz. Wir schliessen ab und starten den Motor und fahren davon. Nachdem wir in eine Gasse eingebogen waren und dort parken wollen, kommen sie schon wieder um die Ecke gelaufen. Sie haben uns mit einem Personenwagen verfolgt. Wir fahren weiter, durch die Stadt und zur Stadt hinaus. Da hatten wir nämlich einen Parkplatz gesehen auf dem jetzt auch Lastwagen übernächtigen. Hier stellen wir uns hin und haben die verbleibenden Stunden unsere Ruhe.
Durch das Asirgebirge
Das Asirgebirge liegt im Südwesten von Saudi-Arabien. Obschon es auch Berggipfel gibt, scheint es uns eher wie eine gebirgige Hochebene, die im Westen, also zur Seite des Roten Meeres, steil abfällt. Viele der Strassen, auch gut ausgebaute, die in westlicher Richtung zum Roten Meer hinabsteigen, dürfen durch Lastwagen nicht befahren werden. Wohl wegen der starken Steigungen von 20 und mehr Prozent.
Zwar gibt es einige Sehenswürdigkeiten, doch ist das Gebirge so dicht bewohnt und zersiedelt, dass nur an wenigen Stellen „Gebirgs-Gefühle“ aufkommen.
Im Al Murabba Naturpark finden wir einen romantischen Platz für die Nacht. Der Park ist sehr sauber, da hier Mitarbeiter aus Bangladesch ständig den Unrat, den die Araber wegschmeissen, aufräumen.
Da die Strasse an einigen Orten dicht an der Abbruchkante entlang führt, geniessen wir mach der Provinzhauptstadt Abha einen ersten Blick in die Tiefe. Leider herrscht starker Dunst, der die Sicht behindert.
Tanumah
Dank der Reise-App von „iOverlander“ finden wir bei der Ortschaft „Tanumah“ einen Stellplatz direkt an der Abbruchkante mit einem einmaligen Panorama. Hier streift auch eine Bande Mantelpaviane, die im Asirgebirge an den Abbruchkanten hausen. Glücklicherweise werden von dieser Affengruppe nicht belästigt.
An Nimas
Etwa eine halbe Stunde Fahrt in Richtung Norden steht der „Al Meger Palast„. Hier hat ein Reicher einen Palast an der Abbruchkante gebaut und darin mehrere Baustile vereint. Als wir den Palast sehen, haben wir keine Lust, diesen zu besuchen. Umso mehr freuen wir uns über die Aussicht in Richtung Westen.
Al Farhi Al Shahmi Park
Entlang dieser Touristenroute für einheimische Touristen wurden streckenweise viele Pick-Nick-Parks gebaut. ein schönes Beispiel dafür ist der neue Park bei Al Farah. Er zieht sich in mehreren Stufen den Berghang hoch, ist exotisch bepflanzt und bietet eine schöne Sicht in die Berge. Diesen schönen Park nutzen wir natürlich gerne zur Übernachtung.
Al Malad Castle
Das Al Malad Castle ist eine Mischung aus Burg und Dorf. Wir befinden uns südlich der Stadt Al Baha und sind nun im Land der Türme. Auf der Fahrt sehen wir viele solcher Ruinen. Diese jedoch wurde Teilrestauriert und lohnt eine Besichtigung. Uns erinnert das Al Malad Castle an die Wohntürme in der Mani in Griechenland. Offenbar mussten sich die Menschen vor 500 Jahren auf diese Weise vor eindringlingen schützen.
Wir befinden uns im Einzugsgebie der grossen Stämme Ghamid und Zahran. Die Stämme in der Region gehen auf den berühmten vorislamischen Staat Saba zurück, dessen Herrschaft sich bis auf Gebiete ausdehnte, die heute als Syrien und Libanon bekannt sind. Historiker gehen davon aus, dass sie den Staat Aksum in Abessinien (Äthiopien) gegründet haben.
Al Baha
Gehört erst seit 1932 zu Saudi-Arabien. Die Stadt ist bekannt durch die 40 Wälder in ihrer Umgebung und die unberührte Natur. Nun, das sehen wir nicht ganz so, wie es in Wikipedia steht, denn auch hier ist das Land zersiedelt und von „Wäldern“ im europäischen Sinn ist nicht viel zu sehen. Dennoch, die Stadt liegt auf über 2000 Metern und direkt an der Abbruchkante zum Roten Meer.
Prinz Mishari Bin Saud Wald-Park
Wir ziehen uns in den Waldpark mit seiner schönen Aussicht zurück. Der Park liegt auf einem der Hügel und damit auf etwa 2500 Metern. Hier oben ist es sehr ruhig in der Nacht, aber auch bereits sehr kalt, so dass wir unsere Heizung am Morgen zum erstenmal in Betrieb nehmen.
Die Strasse hinunter ans Rote Meer
Von Al Baha gibt es eine spektakuläre Strasse hinunter ans Rote Meer. Sie klebt förmlich in den Felsen, ist jedoch gut ausgebaut mit Tunnel, Galerien und Brücken. Von Al Baha nach Thee Ain, unserem nächsten Ziel, senkt sich die Strasse auf 27 Kilometern von 2150 auf 700 Meter hinunter, also 1450m.
Thee Ain
Das Dorf wurde im zehnten Jahrhundert n. Chr. gegründet. Es war Zeuge zahlreicher Invasionen zwischen den Stämmen, bevor das Königreich durch König Abdul Aziz Al Saud geeint wurde. Eine der wichtigsten Invasionen gegen die Region war das Aufeinandertreffen der Armeen der Stämme Zahran und Ghamd auf der einen Seite und der Armee von Muhammad Ali Pascha auf der anderen. Muhammed Ali Pascha war der Albanisch-Osmanische Vizekönig von Ägypten, der massgeblich an der Gründung des modernen Staates Ägypten beteiligt war.
Das Dorf besteht aus 49 Häusern, von denen 9 Einzelhäuser, 19 Zweierhäuser, 11 Dreierhäuser und 10 Viererhäuser sind. Das Dorf wurde nach dem Madamek-Mauersystem erbaut und die Wände sind etwa 70 bis 90 Zentimeter dick. Die großen Räume sind mit Säulen verziert, die als Zafer bekannt sind. Über dem Sidr befindet sich eine Art Stein, der als „Gebet“ bekannt ist. Die Steine sind mit Lehm bedeckt. Die unteren Stockwerke werden als Empfangs-, Sitz- und Schlafräume genutzt. Einige Gebäude bestehen seit den Anfängen des Dorfes.
5 Kommentare. Hinterlasse eine Antwort
Einfach phantastisch, diese Bilder und die Geschichten. Was ihr da alles erkundet habt, wirklich unglaublich. Ganz vielen Dank und Gruss
Hermann
“ Viel Steine gab’s und wenig Brot … “ wie immer tolle Eindrücke von Euch in Schrift und Bild ! Dankeschön !
Good luck in 2025
Lieber Ernst und Vreni
Es ist jedes Mal eine Freude eure Berichte zu lesen und die schönen Bilder zu bestaunen. Wir wünschen Euch eine gute Fahrt ins neue Jahr 2025 und ein grosses Bhüet eu Gott.
Hansueli und Ursula Wettstein
Sehr interessant! Schöni Fotos wie immer … Wir wünschen euch Beide frohe Weihnachten und einen abenteuerlichen 2025 !
Wieder tolle Bilder und interessante Beschreibung!
Fühlt ihr euch in Summe in dem Land sicher?
Schöne Grüße an euch aus Argentinien! Heidi