Najran und die Königin von Saba
Najran liegt im Südwesten von Saudi-Arabien, nur wenige Kilometer von der jemenitischen Grenze entfernt. Sie ist zur Zeit die am schnellsten wachsende Stadt Saudi-Arabiens. Knapp 400’000 Einwohner zählt Najran heute. Doch davon sind etwa 36% Ausländer, welche diesen Wachstum überhaupt ermöglichen.
Die modernen Stadt interessiert uns nicht, hingegen die Zeugnisse aus der Vergangenheit schon. Insbesondere die Wohntürme aus Lehm in den Oasen und die Ausgrabungsstätte einer Vorgängerstadt.
Najran gehörte früher zum Königreich von Saba und lag am Beginn der Weihrauchstrasse, das Königreich, von welchem die Königin von Saba einst aufbrach, um die Weisheit Salomos in Jerusalem zu hören.
Nicht verwunderlich, dass vor der Islamisierung in Najran eine grosse jüdische und eine grosse christliche Gemeinde lebte. Allerdings wurden viele Christen durch einen jüdischen Herrscher massakriert, wehalb man heute von den „Märtyrern von Najran“ spricht.
Im Jahr 641 wurden die Christen von Najran vom Propheten Mohammed aufgefordert, Najran zu verlassen, weil sie des Zinswuchers beschuldigt wurden. Viele von ihnen wanderten in den Irak aus. Dennoch bestand die Bevölkerung von Najran selbst im 13. Jahrhundert immer noch zu 2/3 aus Juden und Christen.
Im Jahr 1934 annektierte Saudi-Arabien die Stadt und Oase Najran vom Jemen und gliederte Najran in das Königreich Saudi-Arabien ein.
Wasser
Da es in Saudi-Arabien in der Regel keine Wasserversorgung gibt wie in Europa, ist es oft schwer für uns, an gutes Süsswasser heranzukommen. Die meisten Häuser haben einen Wassertank auf dem Dach und dauernd karren Wasser-Tanklastwagen in der Gegend herum, um Wasser zu verteilen.
Viele frühere Wasserstationen entlang der Strassen sind heute vernachlässigt und geschlossen. Und wenn man Wasser findet, mit oft so wenig Druck, dass wir es ohne Zuhilfenahme einer Pumpe nicht in unseren Tank bringen.
Aber hier in Najran ist das anders. Wir können unser Gardena-System mittels einem Wasserdieb direkt anstöpseln und dank beachtlichem Wasserdruck ist unser Tank bald wieder randvoll. Welche Wohltat.
Wohntürme aus Lehm
Wir machen uns auf die Suche nach den Wohntürmen aus Lehm, die in jemenitischer Bauweise erstellt worden sind. Wir kurven durch schmale Strässchen, immer in der Hoffnung, dass wir irgendwo wieder wenden können. Leider müssen wir feststellen, dass von der einst riesigen Oase nur noch ein Teil übrig ist. Vielfach werden die Flächen wirr und ohne sichtbares Konzept überbaut. So kommt die alte Baukultur ofmals nicht mehr so toll zur Geltung, was wir sehr schade finden. Doch kann man mit den Fotos glücklicherweise auch einiges Ausblenden, so dass die Bilder ästhetischer wirken und zugegeben, das tun wir auch. Wir suchen dadurch, das Feeling von früher etwas zu generieren. Wir hoffen, ihr verzeiht uns das.
Wir fahren weiter in Richtung der Jemenitischen Grenze. Hier befindet sich der kleine Palast von Scheich Ali bin Hussein. Er steht (der Palast natürlich) auf einem Felsen am Fusse eines Berges und gefällt uns sofort auf Grund seiner etwas isolierten Lage.
Obschon die Lehmpaläste aus vergangenen Jahrhunderten zu entstammen wirken, sind diese gar nicht so alt. Nur um die 8o bis 100 Jahre. Das bedeutet, dass hier noch vor noch nicht so langer Zeit mit Lehm gebaut wurde.
Gegen Abend zieht ein heftiges Gewitter auf. Es schüttet wie aus Kübeln; und das nicht einmal, sondern mehrmals. Erst gegen Morgen verzeiht sich das Gewitter. Wie waren wir überrascht, das vor wenigen Stunden noch knochentrockene Wadi Najran nun als breiten, fliessen Fluss zu sehen. Und das Fliessen hielt länger als einen Tag an. Über das Wasser freuten wir uns natürlich, denn ohne Wasser kein Leben.
Sadaane Palast
Mit dem Wadi Najran im Vordergrund wirkt der Sadaane Palast Majestätisch. Wie Wasserflächen eine Landschaft doch viel lieblicher machen.
Der Palast gehört nach wie vor einer einheimischen Sippe, wurde jedoch restauriert und enthält ein Archäologiemuseum. Aber wir brennen an: der Palast ist geschlossen aus unerfindlichen Gründen. Das treffen wir in Saudi-Arabien immer wieder an, dass wir vor verschlossenen Türen stehen. Nun gut, denken wir. Wir haben ja noch einen weiteren Palast vor uns….
Amarah Palast
Im Zentrum eines älteren Ortsteils steht der Amarah Palast. Voller Unverständnis müssen wir feststellen, dass auch dieser Palast wegen Unterhaltsarbeiten geschlossen ist und nicht besichtigt werden kann. Schade, hier ist man offenbar noch nicht auf ausländische Touristen eingestellt.
Park König Fahd ibn Abd al-Aziz
Unseren Stützpunkt haben wir im Park „König Fahd ibn Abd al-Aziz“ aufgeschlagen. Die Stadt ist ja nur wenige Kilometer von der jemenitischen Grenze entfernt. Dieser grosse und grüne Park bietet uns den Vorteil, dass er Tag und Nacht bewacht ist und wir uns somit hier sicher fühlen können.
Al Ukhdud
Die Vorgängerstadt von Najran war ein Handelszentrum des Reichs von Saba. Die Ruinen sind etwa 2500 Jahre alt und zeugen vom Reichtum dieser ehemaligen Handelstadt.
In der Zeit der Spätantike hielten die Einwohner von Nadschran am südarabischen Polytheismus fest und verehrten einen großen Baum, den sie vergöttert hatten. Zu dieser Zeit kam ein christlicher Prediger, Phemion, nach Nadschran und begann, seine Religion zu verbreiten, was von den Einwohnern akzeptiert wurde. Sein Schüler Abdullah ibn Thamir war derjenige, der die christliche Religion in Nadschran tatsächlich festigte. Die Stadt war die Heimat der christlichen Gemeinde von Nadschran in der Spätantike.
Wir sind froh, dass wenigstens diese Besichtigung möglich ist. Allerdings schon erstaunlich, dass wir unseren Reisepass zeigen müssen, um den Rundgang machen zu dürfen. An anderen Orten muss man sich zuerst auf einer saudischen Webseite registrieren, dann ein kostenloses Ticket ausdrucken und nur damit kann man die Besichtigung machen. Ein teilweise reichlich kompliziertes und nicht sehr flexibles System.
Begegnungen
Begegnungen gibt es zahlreiche in Saudi-Arabien. Auch hier im Süden. Beim besichtigen von Lehmpalästen wurden wir von den Einheimischen so in Beschlag genommen, dass wir kaum dazu kamen, einige Bilder zu machen. Alle fragten uns, ob wir Hilfe benötigen, wollten uns die Hände schütteln oder uns zum Essen einladen.
Und nochmals Lehmburgen
Wir sind so begeistert von den exitisch wirkenden Lehm-Bauten, dass wir uns nochmals auf die Suche machen und auch einige intereaante Strukturen entdecken. Alles aus gestampftem Lehm, verstärkt mit Stroh. Im Winter wird es drinnen nicht allzu kalt, im Sommer nicht allzu heiss. Doch ist benötigen diese Bauten ständigen Unterhalt, besonders nach Regen.
2 Kommentare. Hinterlasse eine Antwort
Einmal mehr superinteressant! Herzlichen Dank
Perfekt illustrierter bericht. Wie gewohnt wunderschöne fotos. Danke ernst