Khaybar und durch die Qaryat Wüste

Mit einem letzten Blick zurück, verlassen wir die Vulkanwelt und fahren über das ausgedehnte Lavafeld „Harrat Khaybar“ in Richtung Westen zurück zur Hauptstrasse, die von Medina bis Jordanien durchgeht.

Khaybar

Der Hauptstrasse entlang ist eine moderne Kleinstadt mit dem Namen Khaybar entstanden. Das historische Khaybar jedoch liegt in einer fruchtbaren Senke der Khaybar-Hochebene, es war eine ausgedehnte Oase mit mehreren Ortsteilen und einigen Festungsanlagen.
Die Geschichte von Khaybar ist interessant und überraschend zugleich.

Geschichte

Khaybar war eine Oase des jüdischen Stammes „Banu Nadir“, der in der Stadt Medina ansässig war. Er war einer der mächtigsten jüdischen Stämme in Arabien, zusammen mit den „Banu Qainuqa“ und den „Banu Qurayza“. Die „Banu Qurayza“ waren in Medina der führende Stamm und ist es auch heute noch, allerdings nicht mehr jüdisch, sondern islamisiert. Der Stammvater dieser drei jüdischen Stämme war Schefatja, der Sohn Mahalalels aus dem Stamm Juda (Nehemia 11,4).

Die Juden von Khaybar waren Pioniere bei der Kultivierung der Oase und verdienten ihren Lebensunterhalt mit dem Anbau von Dattelpalmen, aber auch mit Handel und Handwerk, und häuften beträchtlichen Reichtum an.

Die Juden in Arabien wurden wahrscheinlich im Gefolge der Babylonischen Gefangenschaft (ab 597 vor Christus) in der Region um Medina in Arabien ansässig. Also hunderte von Jahren vor der Islamischen Revolution durch den Propheten Mohammed.

Im Sommer 628 nach Christus brachte Mohammed bei seinem Feldzug nach Khaibar die Oase in seine Gewalt und tötete die Häupter der Banu Nadir. Den jüdischen Bewohnern der Oase erlaubte er, auf ihre Güter zurückzukehren, unter der Bedingung, dass sie fortan die Hälfte ihrer Felderträge nach Medina abführten. 642 nach Christus wurden auch diese Juden aus Khaybar vertrieben.

Und wohin wanderten die vertriebenen Juden aus? Sie wanderten aus in den Irak und nach Syrien und zurück in ihr Stammland, nach Judäa und Samaria, heute als „Palästina“ bezeichnet.

Besichtigung

Beinahe wäre die Besichtigung von Khaybar geplatzt. Wir fahren zum Eingang der historische Stätte und sehen schon von Weitem, dass hier gebaut wird. Und unser Verdacht verdichtet sich. Khaybar kann wegen Unterhaltsarbeiten nicht besichtigt werden. Wir ärgern uns. Immer wieder erleben wir es, dass wichtige Sehenswürdigkeiten geschlossen sind. Das ist auch Saudi-Arabien. Und da gibt es dann keine Kompromisse. Das Gelände ist umstellt mit Polizeiwachen.
Glücklicherweise entdecken wir jedoch einen Ortsteil, der an einer Strasse liegt und gerade keine Wache anwesend ist. Dort parken wir und ich schleiche mich verbotener Weise in die Ruinen, um wenigstens ein fotografisches Andenken mitnehmen zu können. Dabei treffen wir eine Saudische Gruppe aus London. Nachdem die Überwachungspolizei am Ort eintrifft, konzentriert sich diese glücklicherweise auf die Gruppe und nicht auf uns und wir machen uns davon.

Rätsel der Wüste – Qaryat Wüste

Etwa 60 Km nördlich von Khaybar biegen wir rechts nach Osten ab und gelangen auf eine Sandpiste, die durch immer neue sandige Täler stetig hinauf auf eine Höhe von 1300m führt. Auf dem Hochplateau angekommtn, wird das Fahren sehr mühsam, da die Piste über unebene Felsplatten führt, die unterbrochen werden von Sand oder Kiespassagen. Dauerndes schütteln und rütteln und dauerndes hinunter und hinaufschalten, machen das Fahren zermürbend. Am höchsten Punkt mit grandioser Aussicht angekommen bleiben wir stehen und verbringen hier eine kalte Nacht mit viel Wind. Die Aussicht allerdings entlohnt die Strapazen.

Zweiter Tag

Heute erhalten wir wieder etwas mehr Sand unter die Räder, was das Fahren deutlich angenehmer macht. In den weiten Sandebenen dieser Hochebene entdecken wir da und dort Kamelherden in der Ferne. Unser heutiges Ziel gilt einem Hügel, auf welchem es ein sogenanntes Schlüsselloch-Grab zu sehen geben soll. Bereits einige Kilometer vorher, soll es auf einem Höhenzug ein solches GRab geben, aber trotzt Drohneneinsatz konnten wir es nicht entdecken.

Schlüsselloch Gräber

In der Region Al-Ula und Khaybar existieren etwa 900 Fundstellen von Schlüsselloch Gräbern. Die Grabstellen sind aus unbehauenen Steinen aufgeschichtete Formen, mit einem kleinen Grabhügel in der Rundung. Kommt man zu Fuss an ein solches Grab heran, erkennt man nur aufgehäufte Steine. Erst aus der Luft sind die Formen sichtbar. Zu einem der Gräber, das auf einem kleinen Tafelberg liegt, können wir aufsteigen und es auch mit der Drohne fotografieren. Dies ist allerdings nur ein schwaches Abbild des Ganzen, denn es existieren Stellen mit grossen Ansammlungen solcher Gräber. Man spricht dann von einer „Beerdigungs-Strasse“.

Forscher schätzen die Gräber auf ein Alter von etwa 4000 Jahren. Weshalb sie angelegt worden sind, ist unbekannt. Jedoch liegen sie offenbar stets an alten Wegen zwischen Oasen. Einerseits denkt man heute, dass der Austausch unter den Oasen und der Verkehr zwischen den Oasen grösser gewesen sein muss, als man bisher angenommen hat.

Die Exodus Theorie

Es gibt aber noch eine andere, gar nicht abwägige Theorie. Nach dem das Volk Israel durch Mose aus Ägypten herausgeführt wurde und schliesslich zum Berg Gottes, dem Berg Sinai gelangte, verhängte Gott dem Volk Israel eine 40 jährige Wüstenwanderung, bevor sie ins Land Kanaan einziehen durften.
Während diesen 40 Jahren sind sie wohl eher nicht x-mal auf der Sinai-Halbinsel im Kreis herumgewandert, wie man uns das auf biblichen Karten weis machen will. Es würde jedoch Sinn ergeben, dass sie die 40 Jahre auf der Arabischen Halbinsel herumnomadisiert sind.
Da während diesen 40 Jahren etwa 600’000 Mann gestorben sind, mussten diese auch begraben werden. Daher wäre es logisch, dass diese Gräber nicht irgendwo, sondern am Rande von Wegen, zwischen Oasen, angelegt wurden. Dies würde auch für die hohe Anzahl von Grabstellen sprechen.
Eine spannende Theorie, die auch im Zusammenhang mit der Theorie „Berg Sinai in Saudi-Arabien“ kompatibel wäre.

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Dritter Tag oder der erste platte Reifen seit 2018

Bereits auf der Fahrt über die angenehmen und weniger angenehmen Pisten der letzten Tage bemerken wir, dass sich bei einem der hinteren Reifen ein seitliches Ballönchen bildet. Eine äussere Verletzung des Rifens war nicht sichtbar. Wir hoffen ganz einfach, dass der Reifen hält, bis wir wieder auf der Teerstrasse sind. So fahren wir weiterhin im Schrittempo bis zum Ende der Piste. Kaum auf der Teerstrasse angekommen, fahren wir auf einen Kiesplatz „mit festem Untergrund“. Angehalten – und schon knallts von hinten Rechts. Der Reifen ist geplatzt, im Stand und nicht auf der Fahrt und auf einem Kiesplatz mit genügend Raum zum Arbeiten.

Wir packen die zwei Wagenheber und Brettchen zum Unterlegen aus. Und schon hält ein älterer Beduine, sieht die Situation. zieht sein weisses Kleid aus und beginnt, uns zu helfen. Zwar wird es für uns jetzt kompliziert, da er kein Englisch spricht und wir kein Arabisch. Aber mit Händen und Füssen geht es. Die Wagenheber sind schnell untergelegt und unter die Achse geschoben. Doch lässt sich die Achse nicht anheben – dafür versinkt de Wagenheber immer mehr im Boden. Soviel zum tragfähigen Boden.

Zum Montieren des Ersatzreifens müssen wir ein Loch graben. Dennoch, schaffen wir es zu dritt nicht. Da werden einfach weitere Beduinen hinzugewinkt. Zwei unge Typen schaffen die Montage und ziehen die Schrauben auch noch satt an, was wir anderntags mit dem Drekmomentschlüssel noch nachprüfen. Mit der hinteren Differenzialsperre schaffe ich es, aus der gegrabenen Grube heraus zu fahren. Wir sind geschafft und bereit für die Nacht.
Mit einem Dakeschön-Trinkgeld verabschieden wir unseren älteren und treuen Helfer.

Wir haben gut und sorglos geschlafen. Dass wir hier in Saudi-Arabien keinen Ersatz für den geplatzten Reifen erhalten, wissen wir schon. Wir sind deshalb mit einem Händler in Abu Dhabi in den Emiraten in Kontakt.
Unsere Saudi-Arabien-Reise nähert sich nun dem Ende. Wir machen uns auf und fahren möglichst auf Nebenstrassen in Richtung Buraida, unsere nächste Station.

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